Mehr als 75.000 Angestellten im britischen Gesundheitssektor drohte eine Kündigung, weil sie sich nicht impfen lassen wollten - trotz baldiger Pflicht. Jetzt will die Regierung die Pläne - wegen Omikron - noch einmal überdenken.
Der britische Hebammenverband RCM hat die Aussetzung der "unsinnigen" Impfpflicht für Angestellte in medizinischen Berufen begrüßt. In einer Mitteilung hieß es aber auch, dass durch den Vorstoß wichtiges Vertrauen seitens Geburtshelfer:innen und Hebammen verloren gegangen sei.
Der RCM unterstützt zwar die Impfung gegen Covid-19, gemeinsam mit anderen Verbänden hatte er jedoch vor den "katastrophalen" Folgen einer Impfpflicht - unter anderem für Entbindungsstationen - gewarnt.
Noch diese Woche hätten NHS-Angestellte Zeit gehabt, die Erstimpfung in Anspruch zu nehmen, wenn sie bis zum 1. April vollständig geimpft sein wollten. Weil zahlreiche Betroffene sich offenbar dennoch nicht impfen lassen wollen, drohte dem bereits überlasteten Gesundheitssystem auf einen Schlag der Verlust von bis zu 80.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Zahlreiche NHS-Mitarbeiter nicht geimpft
Jetzt will die Regierung die Impfpflicht für Angestellte im öffentlichen Gesundheitssystem NHS noch einmal überdenken. Als Grund gab Gesundheitsminister Sajid Javid den veränderten Verlauf der Pandemie durch die Virusvariante Omikron an.
"Obwohl die Impfung nach wie vor unser bestes Mittel zum Schutz vor COVID-19 ist, halte ich es nicht mehr für verhältnismäßig, die Impfung per Gesetz als Voraussetzung für eine Anstellung zu verlangen", sagte Javid im Parlament.
Mehr als 75.000 Beschäftigte des Gesundheitswesens - etwa jeder 20. Angestellte - sind nach Angaben des NHS nicht gegen COVID geimpft.
Aufhebung der Maßnahmen - trotz hoher Fallzahlen
In England wird in dieser Woche die Maskenpflicht wegfallen, auch die Empfehlungen der Regierung für das Arbeiten von Zuhause gelten dann nicht mehr. Eine Entwarnung sei das trotzdem nicht, so Gesundheitsminister Javid. Man sei auch in Zukunft nicht vor neuen Varianten gefeit, aber man müsse lernen mit dem Coronavirus zu leben, wie mit dem Grippe-Virus.
Schottland, Wales und Nordirland beschließen ihre eigenen Corona-Maßnahmen, die im Allgemeinen strenger sind.
Der britische Premier Johnson steht im "Partygate" momentan wegen mehrerer Feiern während der Lockdowns 2020 unter Druck. Die Opposition fordert seinen Rücktritt.