Honig aus Georgien: Der weite Weg Europas zum langen Bienen-Rüssel

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Georgische Imker wollen mehr Honig machen - um ihn in die Honig-hungrige EU zu exportieren.

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Eigentlich hat Kakhaber Ziraqashvili mit seinem Beruf das Große Los gezogen: Was er macht – Bienenhonig und Bienenprodukte – ist in der EU Mangelware. Sie kann nur 60 Prozent ihres Verbrauchs selber machen, und ein Drittel der Importe kommt aus der Ukraine – auf der gleichen klimatischen Wellenlänge am Schwarzen Meer wie Kakhabers Heimat Georgien.

Er war Student, als er sich in die Imkerei verliebte. Jetzt hat er insgesamt bis zu 1.000 Bienenstöcke, die Honig und eine breite Palette von Bienenprodukten hergeben.

Aber er exportiert seine Produkte nicht ins Ausland. Schafft er nicht, wirtschaftlich, sagt er.

Kakhaber Ziraqashvili, Imker:

"Für den Export in die EU oder generell weltweit benötigen Sie große Mengen homogenen Honigs aus einer einzigen Produktionsanlage - mindestens 20 Tonnen. Für einzelne Unternehmer ist dies schwer zu erreichen. Es muss eine Verbindungsfirma geben. Die Produkte werden dorthin gebracht, verarbeitet und fertiggestellt."

Insider rechnen mit 30 Kilogramm je Volk und Jahr - das müsste eigentlich hinkommen.

Aber die globalen Probleme treffen auch die Imker in Georgien.

LANGER ATEM ...

Kakhaber Ziraqashvili, Imker

„Bienen haben es überall schwer. Der Treibhauseffekt, der Klimawandel, das betrifft sie sehr. Außerdem gibt es Probleme mit Herbiziden und Pestiziden.“

Trotz der Schwierigkeiten exportierte Georgien im Jahr 2021 deutlich mehr Honig als 2020. Dafür gilt es auch Bürokratie zu meistern.

 Ana Gemazashvili, Abteilung für Lebensmittelsicherheit bei der Nationalen Lebensmittelbehörde:

"Um Honig zu produzieren und zu exportieren, müssen Gewerbetreibende und Unternehmen registriert sein und unter staatlicher Überwachung stehen, dann müssen sie alle Anforderungen an die Lebensmittelsicherheit erfüllen und den HACCP (hazard analysis and critical control points, Internationale Qualitätsnormen) -Standards entsprechen."

Und Georgien müsste noch viel mehr Honig machen, meint Teimuraz Ghoghoberidze, Präsident des Verbandes der georgischen Berufsimker - laut jüngeren Statistiken (Akzente) sind es aktuell etwa 2.500 Tonnen pro Jahr.

Teimuraz Ghoghoberidze, Präsident des georgischen Berufsimkerverbandes:

„Das Haupthindernis ist der Mangel an Information und Wissen. Das mag überraschend klingen, da man in Georgien überall Bienenstöcke sieht, aber das sind kleine Imker, die mit traditionellen Methoden arbeiten.“

Er geht davon aus, dass die Europäer auf den Geschmack kommen, wenn erst mal die Menge stimmt – er hat sich die verschiedensten Sorten auf der Zunge zergehen lassen. Und georgischer Honig – der habe eben sein ausgeprägtes Aroma und seinen starken Geschmack.

... UND LANGE RÜSSEL

Geschmack und Aroma entstehen allerdings auch höchst traditionell: Die Kaukasische Biene hat einen besonders langen Rüssel - und kommt damit an Nektar ran, von dem die Konkurrenz nur träumen kann.

Die Kaukasische Biene (Apis mellifera caucasica), so Experten, ist dafür bekannt, Nektar sehr effektiv zu sammeln, auch unter schwierigen Bedingungen, etwa bei Regen. Die Bienenunterart zeichne sich vor allem durch ihren besonders langen Rüssel oder auch ihre Zunge aus - bis zu 7,2 mm lang. Damit erreichten die Bienen den Nektar fast aller Blüten, auch wenn diese tiefe Kelche haben.

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In Georgien können die Bienen Nektar und Honigtau fernab von menschlichen Eingriffen und den in der modernen Landwirtschaft verwendeten Chemikalien sammeln. Ein weithin unberührtes Ökosystem, die besonderen Eigenschaften der Kaukasischen Biene und die große biologische Vielfalt Georgiens schenkten dem ­Honig ein einzigartiges Aroma. 

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