Schweiz: Garantiert keine Tabakwerbung für Kinder? Referendum am Sonntag

"Heute Tabak, morgen Wein?" Auch die Gegner:innen der Initiative machen mobil
"Heute Tabak, morgen Wein?" Auch die Gegner:innen der Initiative machen mobil Copyright VALENTIN FLAURAUD/AFP or licensors
Von euronews
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Zu oft erreicht Zigarreten-Werbung Minderjährige, finden Gesundheitsorganisationen. Die Wirtschaft warnt vor einer Verbotskultur.

WERBUNG

Wird das Verbot für Tabakwerbung in der Schweiz noch einmal ausgeweitet? Das Land stimmt am Sonntag in einem Referendum über die Initiative "Kinder ohne Tabak" ab, die Werbung für Zigaretten und E-Zigaretten überall dort untersagen will, wo Kinder und Jugendliche sie sehen könnten.

Denn Studien zeigten, dass RaucherInnen oft schon als Minderjährige beginnen und durch Werbung verführt würden, so das "Ja"-Lager, das von Gesundheitsverbänden, Konsumentenschützerinnen und Suchtmedizinern angeführt wird. "Die Initiative will im Prinzip ein Totalverbot für Werbung, die Kinder und Jugendliche erreicht", so Jean-Paul Humair, Leiter des Genfer Suchtpräventionszentrums. "Denn jede Werbung kann auch Kinder und Jugendliche erreichen. Das gilt auch für tabakähnliche Produkte wie E-Zigaretten."

Unabhängig von der Initiative hat das Parlament gerade ein neues Gesetz beschlossen, dass zum Beispiel den Tabakverkauf an Minderjährige verbietet, sowie Zigarettenwerbung auf Plakaten und an öffentlichen Verkehrsmitteln untersagt. Dennoch könnte die Werbung Kinder und Jugendlich weiterhin über das Internet, die Presse oder an Kiosken erreichen, so die Befürworter:innen der Initiative - sie wollen sie deswegen auch an diesen Orten verbieten.

Gegner: Erwachsene werden infantilisiert

Den Gegner:innen, die vor allem aus Industrie und Wirtschaft kommen, geht das zu weit. Patrick Eperon von der Arbeitgeberorganisation "Centre Patronal" ist Sprecher des "Nein"-Lagers: "Wir sind dagegen, weil diese Initiative extrem ist. Sie will alle Werbung verbieten, die Minderjährige erreicht, nicht nur diejenige, die auf sie abzielt. Damit wird praktische jede Art von Werbung verboten, auch die für Erwachsene. Erwachsene werden infantilisiert. Heutzutage soll fast jede Werbung verboten werden. Das ist für die Schweizer Wirtschaft ein großes Problem."

Mehrheit laut Umfragen für Verbot

Die Mehrheit der Schweizer:innen kann das nicht überzeugen: Sie sind laut Umfragen für die Initiative. Allerdings müssen auch die Kantone zustimmen und da ist eine Mehrheit nicht sicher.

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