Jetzt besser Ayran statt Raki? 50% mehr Alkoholsteuer in der Türkei

Der Raki ist in der Türkei so teuer wie nie
Der Raki ist in der Türkei so teuer wie nie Copyright AP/AP
Von Verena Schad mit afp
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In den lebhaften Istanbuler Vierteln gibt es fast nur noch leere Tische, nachdem die Steuern auf Alkohol um fast 50 Prozent erhöht wurden. Ein Barbesuch wird zu einem teuren Vergnügen.

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**In den lebhaften Istanbuler Vierteln gibt es fast nur noch leere Tische, nachdem die Steuern auf Alkohol um fast 50 Prozent erhöht wurden. Ein Barbesuch wird zu einem teuren Vergnügen. **

Die Steuer ist einer der größten Schläge der türkischen Regierung gegen den Alkoholkonsum. Im Januar kündigte die türkische Regierung die Erhöhung der Sonderverbrauchssteuer auf alkoholische Getränke und Tabakwaren um 47,4 Prozent an.

Kritiker sagen, man wolle die Säulen der modernen Türkei untergraben. Präsident Recep Tayyip Erdogan, selbst ein frommer Muslim, hat sich wiederholt gegen Alkohol- und Tabakkonsum ausgesprochen und immer wieder gepredigt, die Leute mögen besser Ayran statt Raki trinken. 

Aber auch die Wirtschaftskrise im Land und die fallende Lira verlangen nach zusätzlichen Staatseinnahmen.

Die jüngsten Zölle erhöhen die Preise für Privatpersonen, Bars und Restaurants, die mit der Inflation und hohen Mieten sowie mit Einschränkungen während der Pandemie zu kämpfen haben. 

"Es ist nicht mehr so wie früher. Um diese Tageszeit waren wir zu 80 bis 90 Prozent voll, jetzt sind es nur noch 30 bis 40 Prozent", sagt Barbesitzer Süleyman Gunes im Besiktas-Viertel. Ali Iktu, auch er hat eine Bar, meint: "Die Leute, die 3-4 Tage die Woche gekommen sind, sind jetzt nur noch an einem Tag da. Eine Person, die 5-6 Biere getrunken hat, trinkt jetzt nur noch 2 oder 3. Also ja, natürlich sind wir betroffen, und zwar sehr stark."

Die Verbraucher werden nicht aufhören zu trinken, sagt Spirituosenhändler Serdar Bayar. Die Trinker werden zu Chemikern und brennen sich ihren Schnaps selber. Es gibt unzählige YouTube-Videos, die zeigen, wie man Alkohol zu Hause herstellen kann.

"Sie werden stattdessen illegalen Alkohol kaufen und das wird unweigerlich Folgen haben, die wir nicht sehen wollen", sagt er und meint zum Beispiel steigende Todeszahlen wegen Alkoholvergiftungen. 

Allein im Dezember sollen 84 Menschen an illegalem Alkohol gestorben sein, noch bevor die Preise in die Höhe schossen. Die Istanbuler Polizei hat in dieser Woche bei einer Razzia Tausende Schwarzbrennerflaschen beschlagnahmt und Verdächtige festgenommen.

Als Erdogans konservative AKP im Jahr 2002 an die Macht kam, kostete eine 70-cl-Flasche Raki 8 türkische Lira. Heute kostet sie 249 Lira (16 Euro), das sind 42 Prozent mehr als die 175 Lira, die sie vor der Erhöhung im Januar kostete.

In der Zwischenzeit haben die Inflation von fast 50 Prozent und die steigenden Lebensmittel- und Energiepreise die Kaufkraft der Türken trotz einer Lohnerhöhung von 30 bis 50 Prozent für viele Beschäftigte im öffentlichen und privaten Sektor untergraben.

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