Nach dem Urteil des kolumbianischen Verfassungsgerichts können Frauen nun bis zur 24. Schwangerschaftswoche legal eine Abtreibung vornehmen.
Kolumbien legalisiert Abtreibungen bis zur 24. Schwangerschaftswoche. Das gab Verfassungsgericht am Montag in Bogota bekannt. Zuvor war der Abbruch von Schwangerschaften nur in besonderen Fällen erlaubt gewesen, etwa nach einer Vergewaltigung, Lebensunfähigkeit des Fötus oder bei Gefahr für das Leben der Mutter. Schätzungen zufolge gab es deswegen rund 400 000 heimliche Abtreibungen pro Jahr.
Frauen drohte dafür eine Haftstrafe zwischen 16 und 54 Monaten. Nunmehr ist "der Akt der Abtreibung nur dann strafbar, wenn er nach der 24. Schwangerschaftswoche vorgenommen wird", wie der Erklärung des Verfassungsgerichtslautete. Nach sechs Monaten Schwangerschaft bleiben die bereits vom Gericht festgelegten Bedingungen bestehen, so die Richter.
Unaufhaltsames Fortschreiten der grünen Welle in Lateinamerika
Feministinnen sprechen von einem historischen Sieg für die Frauenbewegung in Kolumbien, die seit Jahrzehnten für die Anerkennung ihrer Rechte kämpfen. Die Regionalchefin von Amnesty International, Erika Guevara Rosas sagte: "Es ist ein weiteres Beispiel für das unaufhaltsame Fortschreiten der grünen Welle in Lateinamerika."
Vor dem Gebäude des Verfassungsgerichts feierten viele Frauen mit grünen Tüchern und Plakaten die jüngste Entscheidung. Grüne Tücher sind das Erkennungsmerkmal der Kampagne für legale, sichere und kostenlose Abtreibungen.
In Argentinien war Ende 2020 ein Gesetz zur Liberalisierung der Abtreibung bis zur 14. Schwangerschaftswoche verabschiedet worden. In den meisten anderen, ebenfalls christlich geprägten lateinamerikanischen Ländern sind Schwangerschaftsabbrüche nur in Ausnahmefällen erlaubt.
Ecuador brachte in der vergangenen Woche ein Gesetz auf den Weg, das die Abtreibung nach einer Vergewaltigung erlaubt. In Chile scheiterte ein Gesetz zur Liberalisierung der Abtreibung Ende vergangenen Jahres vorerst. Einzig in lateinamerikanischen Ländern wie Uruguay, Kuba, Guyana, Französisch-Guyana und in Teilen Mexikos sind sie legal.
In El Salvador sind Abtreibungen sogar grundsätzlich verboten und werden mit Freiheitsstrafen geahndet. Selbst Fehlgeburten werden mit drastischen Strafen belegt.