In Moskau ist an den Tod des ermordeten russischen Oppositionellen Boris Nemzow gedacht worden. Am Tatort legten viele Menschen Blumen nieder.
In Moskau ist an den Tod des russischen Oppositionellen Boris Nemzow gedacht worden. Am Tatort, wo Nemzow am 27. Februar 2015 in Kremlnähe erschossen worden war, legten viele Menschen Blumen nieder, darunter Nawalnys Frau Julia Nawalnaja, der deutsche Botschafter Géza Andreas von Geyr und sein US-Kollege John J. Sullivan.
Sechs Jahre nach der Ermordung des Politikers wirft der Fall noch immer viele Fragen auf. Die EU drängte Russland wiederholt dazu, die Geschehnisse weiter aufzuklären. Ein Gericht in Moskau verurteilte 2017 den mutmaßlichen Mörder und vier Komplizen aus dem Nordkaukasus zu langen Haftstrafen.
Die Familie Nemzows beklagte, dass nach den Drahtziehern nie wirklich gesucht worden sei. Der Politiker galt als liberaler Reformer und war in den 1990er Jahren Vize-Regierungschef. Später wurde er zur Galionsfigur der russischen Opposition. Er war ein erbitterter Kritiker Putins.
Alexej Nawalny für Zivilcourage ausgezeichnet
US-Außenminister Antony Blinken würdigte Nemzows Einsatz für ein freies und demokratisches Russland. Er kritisierte zugleich eine "wachsende Intoleranz" gegenüber Andersdenkenden. Wer sich für Freiheit einsetze in dem Land, werde das Ziel von "Attacken und Attentaten". "Das russische Volk hat Besseres verdient."
Unterdessen hat die nach Nemzow benannte Stiftung den inhaftierten Kremlgegner Alexej Nawalny für seine Zivilcourage ausgezeichnet. Der 44-Jährige erhalte in diesem Jahr den Nemzow-Preis für seinen Mut bei der Verteidigung der demokratischen Werte in Russland, teilte die Stiftung am Samstag zum Jahrestag der Ermordung des früheren Vize-Regierungschefs mit.
"Putin wird sich bis zum Schluss an die Macht klammern"
Die Stiftung forderte die sofortige Freilassung des Putin-Kritikers, der im August nur knapp einen Mordanschlag mit dem chemischen Kampfstoff Nowitschok überlebt hatte. "Alexej Nawalny hat nicht nur unglaublichen persönlichen Mut bewiesen, sondern auch einen enormen Beitrag zur Aufdeckung von Korruption (...) geleistet."
Der in einem Straflager inhaftierte Oppositionsführer Nawalny gilt für viele Menschen in Russland nach dem Tod Nemzows als neue Hoffnung für ein Ende der Präsidentschaft von Wladimir Putin. Nemzows Tochter Schanna Nemzowa sagte im Interview mit dem russischen Portal snob.ru, dass das "autoritäre Regime" in Russland immer aggressiver werde. Putin werde sich bis zum Schluss an die Macht klammern, meinte sie.