Russen-Exodus: "Brain Drain" und Erinnerungen an "Charlottengrad"

Russen-Exodus: "Brain Drain" und Erinnerungen an "Charlottengrad"
Copyright Pavel Golovkin/Copyright 2020 The Associated Press. All rights reserved
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Von su mit AP
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Immer mehr Menschen verlassen Russland. Laut Levan Davitashvili, Minister für Wirtschaft und nachhaltige Entwicklung Georgiens, sind in den letzten Tagen etwa 20.000 bis 25.000 Menschen aus Russland in das Land eingereist.

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Sie fürchten Haft, Unterdrückung und Kriegsrecht. Immer mehr Menschen verlassen Russland

Laut Levan Davitashvili, Minister für Wirtschaft und nachhaltige Entwicklung Georgiens, sind in den letzten Tagen etwa 20.000 bis 25.000 Menschen aus Russland in das Land eingereist. Auch Armenien und Aserbaidschan gelten als beliebte Ausreiseziele.

Nach Medienberichten ("Tagesspiegel" zieht es besonders die gebildeten Russinnen und Russen fort: Journalisten, Schriftstellerinnen, Theaterleute, Künstler oder IT-Fachleute, die Angst haben vor einem repressiven System und vergiftetem Klima in ihrer Heimat. Von einem drohenden "Exodus der Elite" sprechen manche bereits.

Andrej Koslenikow, Wissenschaftler beim Thinktank Carnegie Endowment, spricht angesichts der Abwanderung hochqualifizierter Arbeitskräfte von einer "Abwertung des Landes" ("heute.at"). Das Land habe keinen besonders großen Pool talentierter Leute: "Ohne sie kann sich Russland nicht selbst weiterentwickeln."

Viele fürchten nicht nur einen "Brain Drain" der Bildungselite - nach einem Firmen-Exodus bangen Menschen auch um ihre wirtschaftliche Zukunft – westliche Firmen wie Apple, Mercedes-Benz, BP, VolkswagenH&M und IKEA - kehren Russland den Rücken, der Rubel ist im freien Fall und die Preise steigen kräftig. Außerdem fürchteten junge Männer die Verhängung des Kriegsrechts in Russland – und die damit einhergehende Generalmobilmachung und Einberufung ins Militär.

MOSKAU

Yekaterina, Passantin am Flughafen Domodedovo in Moskau:

"Ich freue mich sehr für sie (diejenigen, die Russland verlassen), ich wünsche ihnen aufrichtig Glück, und wenn ich die Gelegenheit hätte, würde ich auch gehen."

TIFLIS

Eine Demonstrantin in Tiflis, Georgien: 

„Ich bin weg, weil es unmöglich ist, sich zu äußern, es ist sehr beängstigend, zu Kundgebungen in Russland zu gehen, es ist sehr beunruhigend, jetzt dort zu sein. Das Beängstigendste ist, dass sie angefangen haben, Grenzen zu schließen. Wir hatten ziemlich große Schwierigkeiten, an Tickets zu kommen, und es gab so ein Gefühl, dass wir, wenn wir jetzt nicht abreisen, später überhaupt nicht mehr rauskönnen. Ich weiß nicht, wo ich mich mit einem russischen Pass aufhalten kann. Georgien scheint im Moment die beste Option zu sein."

BERLIN

In Berlin werden Vergleiche gezogen zu den 1920er Jahren, als es nach der Oktoberrevolution Zehntausende aus der Sowjetunion ins Berliner Exil zog und der Volksmund den Stadtteil Charlottenburg „Charlottengrad“ nannte.

su mit  AP

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