In Madrid gibt es viele Überschneidungen zwischen der russischen und der zahlenmäßig größeren ukrainischen Gemeinde. Seit Kriegsbeginn häufen sich emotionale Zerwürfnisse in unterschiedlichsten Beziehungen, ob nah oder fern.
Am Sitz der russisch-orthodoxen Kirche in Madrid geht der Angriffskrieg in der Ukraine nicht spurlos vorbei.Jedes Wochenende kommen etwa zweihundert Menschen aus der Ukraine, um dort zu beten.
Der russische Dekan Andrej Kordochkin, gebürtig in Sankt Petersburg, steht Wladimir Putin kritisch gegenüber:"Ich glaube, er ist ein Mann mit einer grandiosen Selbstüberschätzung. Ich bin kein Psychiater, aber das ist etwas, das für Psychopathen und Narzissten charakteristisch ist. Aber historisch betrachtet ist er nicht der einzige Mensch, der so ist."
Sofia Ladanyuk, ebenfalls Russin, ist in die Ukraine gereist, um ihre Großmutter vor den Bombenangriffen zu retten und nach Spanien zu bringen. Sie befürchtet, dass es kein Zurück gibt: "Was ich am meisten vermisse, sind meine Familie und meine Freunde, denn mir wird klar, dass wir uns möglicherweise nie wiedersehen werden."
"Nie gespürter Schmerz"
Euronews-Korrespondent Carlos Marlasca kommentierte in Madrid: "In Spanien leben etwa 95.000 Russen und 115.000 Ukrainer. In einigen Städten, in denen sie einen hohen Anteil der Bevölkerung ausmachen, hat der russische Angriffskrieg zu gewissen Spannungen geführt. Ehepaare mit unterschiedlichen Nationalitäten haben in der Regel eine gemeinsame Position zur Aggression des Kremls."
So ist es auch bei Polyna Korneva und Vadym Kyrylyuk, die vor kurzem Eltern geworden sind. Sie ist Russin und ihre Verurteilung des Angriffskriegs hat sie entfremdet von ihrer Familie, die 500 Kilometer südlich von Moskau lebt: "Als ich merkte, dass die meisten von ihnen dafür waren, fühlte ich mich wie innerlich tot, mein Herz blutet. Ich fühlte einen Schmerz, den ich noch nie in meinem Leben gespürt habe."
Die Situation ist so traumatisch, dass Ehemann Vadym, ein Ukrainer, die Russen nur in Gegner und Befürworter des Krieges einteilt - ohne Zwischentöne:"Es gibt andere Menschen mit russischer Staatsangehörigkeit, mit denen ich gebrochen habe und mit denen ich niemals mehr etwas zu tun haben will."
Der Krieg hat Polyna und Vadym enger zusammengeschweißt - nur haben sie weniger Zeit füreinander, weil sie ständig verzweifelt nach Informationen suchen.