Flucht aus dem Chaos: Letzte Menschen verlassen völlig zerstörtes Irpin

Flucht aus Irpin
Flucht aus Irpin Copyright Emilio Morenatti/AP
Von Euronews mit dpa, afp, ap
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button
Den Link zum Einbetten des Videos kopierenCopy to clipboardCopied

Statt mir Kuchen und Kerzen muss die kleine Daria ihren vierten Geburtstag im Bus verbringen. Ihre Familie hat es endlich geschafft, aus dem schwer umkämpften Kiewer Vorort Irpin zu fliehen.

WERBUNG

In der Kiewer Vorstadt Irpin steigt eine Gruppe Menschen bepackt mit Reisetaschen in einen gelben Bus. Er soll sie endlich in Sicherheit bringen - vor den russischen Bomben, die ihre Heimat seit Wochen erschüttern. 

"Uns blieb nur noch die Flucht"

Einst ein verschlafener Vorort von Kiew, heute ist Irpin ein Symbol für die Verwüstung geworden, das russische Militär agiert hier seit Ausbruch des Krieges besonders rücksichtslos.

Für diese Menschen ist es eine Reise ins Ungewisse. Sie sind mit die Letzten, die den heftig umkämpfen Vorort der Hauptstadt verlassen. Leben ist hier unmöglich geworden, ob sie jemals zurückkehren können, ist unklar.

Die Familie der kleinen Daria ist erleichtert und schockiert zugleich. Von ihrem Haus ist nichts mehr übrig. Heute ist Darias vierter Geburtstag.

"Eine Bombe hat unser Haus getroffen. Die Fenster und Türen wurden herausgesprengt, und blieb nur noch die Flucht", sagt Darias Mutter Susanna. "Eigentlich wollten wir Darias Geburtstag zumindest mit Kuchen und ein paar Kerzen feiern, aber jetzt muss sie ihn hier im Bus verbringen."

Auch Yaroslava ist auf der Flucht - mit ihren fünf Hunden: "Sie sind wie Kinder für uns. Sie bringen mich zum Lächeln, sind sehr verspielt. Die Explosionen und Schüsse waren auch für sie traumatisierend. Ich konnte sie nicht zurücklassen."

Laut UN-Flüchtlingshilfswerk sind etwa zehn Millionen Menschen aus der Ukraine auf der Flucht. Rund 6,5 Millionen im eigenen Land, der Rest hat Zuflucht in den Nachbarländern gefunden.

Biden reist nach Polen

Mit etwa 2,2 Millionen Menschen sind die meisten der Geflüchteten in Polen eingereist und viele auch dort geblieben. US-Präsident Joe Biden wird heute zum Abschluss seiner Europa-Reise in das Nachbarland der Ukraine fliegen. 

Biden will sich erst in der grenznahen Stadt Rzeszow über den humanitären Einsatz zur Versorgung der Flüchtlinge informieren. Außerdem wird er in Polen stationierte US-Soldaten treffen und kommt zu Gesprächen mit der polnischen Führung in die Hauptstadt Warschau.

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Zurückerobert, aber zerstört: Viele Tote in Irpin im Norden von Kiew

Leben an der Front in Irpin: Deshalb wollen die Menschen bleiben

Irpin wird evakuiert - doch viele Menschen sind zu alt zum Fliehen