Nach Biden-Rede in Polen: Geht es um Regime Change in Russland?

Joe Biden bei seiner Rede in Warschau
Joe Biden bei seiner Rede in Warschau Copyright Evan Vucci/AP Photo
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Von Euronews mit dpa
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Nach den Worten von US-Präsident Joe Biden in Warschau rudert nicht nur Außenminister Blinken zurück.

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Seine Rede war schon fast vorbei, doch dann sagte US-Präsident Joe Biden diesen Satz: "Um Gottes willen, dieser Mann kann nicht an der Macht bleiben." Gemeint war Russlands Präsident Wladimir Putin. Dass Biden bei seiner Rede in Warschau Putins Macht offen in Frage stellte, machte weltweit Schlagzeilen.

Beraterinnen und Berater des Präsidenten seien völlig überrascht gewesen, berichteten US-Medien. Es dauerte nicht lange, bis das Weiße Haus versuchte, die Worte des Präsidenten wieder einzufangen. "Die Botschaft des Präsidenten war es, dass es Putin nicht erlaubt sein darf, Macht über seine Nachbarn oder die Region zu haben", lautete die etwas bemühte Erklärung.

Empörung im Kreml

Auch US-Außenminister Antony Blinken versuchte am Sonntag in Jerusalem, den Satz des Präsidenten wieder geradezurücken, die USA würden keinen Machtwechsel in Russland anstreben, so der Außenpolitiker. "In diesem, wie in jedem anderen Fall, liegt es an der Bevölkerung des betreffenden Landes. Es ist die Entscheidung des russischen Volkes", sagte Blinken.

Scharfe Kritik kam aus Moskau. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow erklärte, dass das nicht Biden entscheide, der Präsident Russlands würde vom russischen Volk gewählt. "Diese Rede - und die Passagen, die Russland betreffen - sind erstaunlich, um es höflich auszudrücken."

Macron: "Wir wollen keine Eskalation"

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron warnte vor einer Eskalation. "Wir müssen zunächst einmal sachlich bleiben und dann alles tun, um zu verhindern, dass die Situation außer Kontrolle gerät. Ich werde diese Worte nicht gebrauchen, weil ich mit Präsident Putin weiterhin im Gespräch bin."

Denn man wolle doch gemeinsam den Krieg beenden, ohne in den Kreig einzugreifen und ohne Eskalation, so der französische Präsident. "Das ist das Ziel, das wir seit einem Monat verfolgen."

Echte Risse im System Putin gibt es nach Einschätzung von Experten bisher nicht. Die Reihen hinter dem 69-Jährigen Staatschef scheinen weiterhin geschlossen.

Viele Menschen in Russland sehen allerdings derzeit keine Alternative zu Putin. Die russische Politologin Tatjana Stanowaja meinte, dass später abgerechnet werde. "Putin sieht sich nach meiner Erinnerung nun erstmals mit Folgen konfrontiert, die so nicht erwartet wurden", sagt sie.

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