Die Schwarmbeben der vergangenen sieben Tage könnten ein Hinweis auf einen bevorstehenden Vulkanausbruch auf der Azoren-Insel São Jorge sein. Zahlreiche Bewohner:innen haben die Insel am Wochenende vorsichtshalber verlassen.
Mit mehr als 13.000 Erdbeben innerhalb einer Woche wächst auf der portugiesischen Insel São Jorge die Sorge vor einem bevorstehenden Vulkanausbruch.
Wie das Zentrum für seismovulkanische Überwachung und Information der Azoren (CIVISA) meldete, waren bis zum Dienstagmorgen um 10 Uhr insgesamt 209 von der Bevölkerung gespürte Erdbeben gemessen worden.
Da diese seismische Aktivität durch aufsteigendes Magma ausgelöst werden kann, hat die CIVISA für São Jorge die vierte Stufe der sechsstufigen Vulkanwarnstufe ausgerufen.
Die Regionalregierung riet von unnötigen Reisen ab und bereitete Notunterkünfte vor. Eine Evakuierungsanordnungen wurde zwar nicht herausgegeben, älteren und schwachen Menschen wurde aber geraten, sich in Sicherheit zu bringen.
Die seismische Aktivität hatte am Nachmittag des 19. März begonnen. Das stärkste Erdbeben war an diesem Tag um 18:41 Uhr Ortszeit mit einer Stärke von 3,3 auf der Richterskala erfasst worden. Betroffen sei vor allem der Sektor zwischen Velas und Fajã do Ouvidor.
Mit 53 km Länge und kaum 7 km Breite ist São Jorge eine der kleineren der neun Archipel-Inseln. Die Inselgruppe, eine zu Portugal gehörende autonome Region, liegt mitten im Atlantik, rund 1500 Kilometer westlich vom portugiesischen Festland entfernt.
Aus Angst vor einem Vulkanausbruch haben bisher rund 2000 der 8400 Einwohner:innen ihre Häuser verlassen. Sie sind laut Informationen der Nachrichtenagentur AFP entweder auf den als sicherer eingestuften Ostteil der Insel oder auf eine der Nachbarinseln umgezogen.
Die größte Stadt der Insel, Velas, hat sich Medienberichten zufolge in eine Geisterstadt verwandelt, die Messe am Sonntag wurde abgesagt und viele Geschäfte haben geschlossen.
Am Sonntag war der portugiesische Präsident nach São Jorge gereist, um eine Botschaft der "Gelassenheit und Ruhe" zu übermitteln. "Die Menschen müssen einen kühlen Kopf bewahren", sagte er bei seinem kurzen Besuch.
"Es gibt keinen Grund, in einen Alarmismus zu verfallen, den die aktuelle Situation nicht rechtfertigt", so de Sousa. Auf Bildern in Nachrichtenagenturen war de Sousa bei einem Rundgang auf der Insel zu sehen und im Austausch mit Bewohner:innen von São Jorge.
Der letzte Ausbruch eines Vulkans auf der Azoren-Insel war vor über 200 Jahren, 1808.
Von Reisen auf die relativ wenig besuchte Insel wird derzeit abgeraten. Das Auswärtige Amt in Berlin gab eine Warnung heraus: "Aufgrund der seit dem 19. März 2022 auftretenden außergewöhnlich großen Anzahl seismischer Aktivitäten auf São Jorge (Azoren) raten die Behörden der Azoren derzeit vorsorglich von nicht notwendigen Reisen nach São Jorge ab".