Terrorprozess zum 13.11. in Paris: "Pervers" oder "Feigling" - Wollte Abdeslam nicht töten?

Salah Abdeslam beim Terrorprozess am 9. Februar 2022
Salah Abdeslam beim Terrorprozess am 9. Februar 2022 Copyright BENOIT PEYRUCQ / AFP
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Von Kirsten RipperEuronews mit AFP
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Der einzige überlebende Terrorist der Anschläge in Paris sagt vor Gericht, er wollte niemanden töten und habe deshalb den Sprengstoffgürtel nicht aktiviert.

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Beim Terrorprozess zu den Anschlägen vom 11. November 2015 in Paris, bei denen 130 Menschen getötet wurden, sollte an diesem Mittwoch der einzige überlebende Attentäter Salah Abdeslam ausgesagt. Eigentlich wollte der inzwischen 32-Jährige von seinem Recht zu schweigen Gebrauch machen.

Dabei hatte Abdeslam im Februar vor Gericht angekündigt, er habe bei den Anschlägen im letzten Moment einen Rückzieher gemacht, er wollte nicht mehr töten und werde das später erklären.

Am Dienstag hatte Mohamed Abrini erklärt, dass er bei den Anschlägen nicht mitmachen wollte, und er hatte behauptet, dass sein Jugendfreund Salah Abdeslam ihn kurzfristig vertreten habe. Abrini zufolge sollte Salah Abdeslam ursprünglich nach Syrien reisen. In gewisser Weise verteidigt Abrini den Hauptangeklagten.

Die Aussage von Salah Abdeslam war mit Spannung erwartet worden.

Wollte Abdeslam niemanden töten?

Die entscheidende Frage, die vor Gericht diskutiert wurde, war dann, ob Salah Abdeslam versucht hatte, die Sprengstoffweste zu aktivieren oder nicht.

Ein Experte erinnerte daran, dass die Sprengstoffweste von Salah Abdeslam defekt war. Allerdings konnte jedoch nicht festgestellt werden, ob der Träger versucht hatte, sie zu zünden oder nicht.

Rechtsanwältin Claire Josserand-Schmidt, die den Angeklagten vertritt, schaffte es dann doch, dass Salah Abdeslam bereit war, "einige Fragen zu beantworten, weil ich es Ihnen versprochen habe".

Der Angeklagte behauptet, er habe darauf verzichtet, sich in die Luft zu sprengen, "nicht aus Feigheit, nicht aus Angst, sondern weil ich es nicht wollte, das ist alles".

Ich habe mich geschämt, dass ich nicht bis zum Ende gegangen bin. Ich hatte Angst vor den Blicken der anderen. Ich war 25 Jahre alt... Ich habe mich einfach geschämt.
Salah Abdeslam
Angeklagter im Terror-Prozess

Warum hat er dann seinen Angehörigen, "seinen Brüdern", erzählt habe, dass sein Gürtel nicht funktioniert habe? "Ist das eine Lüge?", fragt die Anwältin.

"Ja, das ist es, ich habe mich geschämt, dass ich nicht bis zum Ende gegangen bin. Ich hatte Angst vor den Blicken der anderen. Ich war 25 Jahre alt... Ich habe mich einfach geschämt", sagte er.

"Das ist pervers"

Ganz am Ende der Anhörung ergreift Salah Abdeslam noch einmal das Wort. Er sagt: "Ich habe den Druckknopf, die Batterie und ein Kabel entfernt", um "einen Unfall" zu vermeiden.

Durch sein wiederholtes Schweigen bringt Abdeslam viele im Gerichtssaal gegen sich auf.

"Das ist pervers. Mal antworten Sie, mal nicht. Sie sind der Meister des Spiels", empörte sich Didier Seban, ein Anwalt der Nebenkläger.

Einer der Staatsanwälte, Nicolas Le Bris, zeigte sich empört über den Angeklagten, der "sich für einen Star hält, Teasing betreibt und schweigt und sich über die Reaktionen freut, die er auslöst."

"Wir haben mit Ihnen, Herr Abdeslam, die Bestätigung, dass Feigheit tatsächlich das Markenzeichen von Terroristen ist. Es gibt nicht einen Funken Mut bei Ihnen", erklärte Staatsanwalt Le Bris.

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