Hinterlässt keine "tadellose Republik": Macron kämpft um seine Wiederwahl

Emmanuel Macron, Präsident und Kandidat auf seine eigene Wiederwahl bei der Fernsehsendung "10 minutes pour convaincre" (6.4.2021)
Emmanuel Macron, Präsident und Kandidat auf seine eigene Wiederwahl bei der Fernsehsendung "10 minutes pour convaincre" (6.4.2021) Copyright Ludovic Marin/AP
Von Euronews mit AFP/DPA
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Von der Aufbruchsstimmung ist kaum noch etwas zu spüren. Kritiker werfen dem Amtsinhaber vor, ein Präsident "der Reichen" zu sein, ein Politik-Chamäleon mit royalistischen Attitüden.

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Am 7. Mai 2017 wurde Emmanuel Macron mit 39 Jahren zum jüngsten Präsidenten von Frankreich gewählt. Angetreten war er mit dem Versprechen der politischen Erneuerung und einer "tadellosen Republik".

Fünf Jahre später ist von der Aufbruchsstimmung kaum noch etwas zu spüren. Kritiker werfen dem Amtsinhaber, der einst den Sozialisten nahe stand und Wirtschaftsminister unter François Hollande war, vor, ein Präsident "der Reichen" zu sein, ein Politik-Chamäleon mit royalistischen Attitüden.

Seine Amtszeit wurde von zahlreichen Krisen und Massendemonstrationen geprägt, von den Protesten "Gelbwesten", die das Land 2018 teilweise lahmlegten, bis zur Überlastung des Gesundheitssystems in der Corona-Pandemie.

Bei denjenigen, die unter Macron soziale oder wirtschaftliche Reformen erhofft hatten, ist die Enttäuschung groß. Auch seine umweltpolitische Bilanz wird als ungenügend kritisiert.

Umso geschätzter ist Emmanuel Macron als Staatsmann und Verteidiger der Europäischen Union auf dem internationalen Parkett. Als viel beschäftigter Präsident und Favorit auf seine eigene Nachfolge trat er erst sehr spät in den Wahlkampf ein. In Umfragen kamen ihm zunächst der Krieg in der Ukraine und seine Vermittlungsversuche zu Gute - der sogenannte "Flaggeneffekt", der Zuspruch der Bevölkerung in Krisenzeiten.

Je näher jedoch der Wahltag rückte, desto größer wurden die innenpolitischen Sorgen der Franzosen - vor allem um ihre Kaufkraft. Darüber hinaus trübten Ermittlungen der französischen Justiz gegen die - vielfach von der französischen Regierung engagierten - Beratungsfirma McKinsey wegen Steuerhinterziehung den Wahlkampfendspurt.

Macron, der direkte Debatten mit den übrigen Kandidaten abgelehnt hatte, warnte vor einer "Verseuchung" der Diskussion durch die extreme Rechte.

Man habe sich daran gewöhnt, die extremistische Gefahr sei deswegen viel größer als vor einigen Monaten und Jahren. Hass und alternative Wahrheiten hätten sich in der öffentlichen Debatte banalisiert, sagte er bei seinem Wahlkampfmeeting in Nanterre.

Vor fünf Jahren sagte Emmanuel Macron, er wolle alles tun, damit es keinen Grund mehr gebe, für die Extremen zu stimmen. Dieses Ziel hat er eindeutig verfehlt.

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