Bald NATO-Beitritt? Schweden und Finnland wollen sich eng abstimmen

Finnische Soldaten bei der internationalen Militärübung Cold Response in Setermoen, Nordnorwegen,
Finnische Soldaten bei der internationalen Militärübung Cold Response in Setermoen, Nordnorwegen, Copyright JONATHAN NACKSTRAND/AFP
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Von Euronews mit ADP/ADP/DPA
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Finnlands Ministerpräsidentin Sanna Marin rechnet mit einer NATO-Entscheidung innerhalb von Wochen. Finnen und Schweden werden diesen Weg wohl gemeinsam gehen. Vom Kreml dürfte ein Beitritt Finnlands als Provokation aufgefasst werden.

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Der russische Einmarsch in die Ukraine hat in Finnland wie auch im benachbarten Schweden die Debatte über einen möglichen NATO-Beitritt neu entfacht. Beide fühlen sich von Russlands Angriffskrieg direkt bedroht.

Besonders Finnland, das auf über 1300 Kilometern Länge an Russland grenzt. Zudem gibt es eine jahrhundertelange, konfliktreiche Geschichte.

Entscheidung binnen weniger Wochen

Finnland und Schweden sind aktuell enge NATO-Partner, aber keine Mitglieder. Das könnte sich angesichts der veränderten Sicherheitslage sehr bald ändern.

Die finnische Ministerpräsidentin Sanna Marin sagte am Mittwoch bei einem Treffen mit ihrer schwedischen Amtskollegin Magdalena Andersson in Stockholm, sie wolle keinen Zeitplan vorgeben, rechne aber damit, dass Finnland binnen in weniger Wochen, nicht Monate über einen möglichen Antrag zur Aufnahme in die NATO entscheiden könnte.

Moskau könnte zurückschlagen

Grundlage ist ein aktueller Sicherheitsbericht über Vor- und Nachteile eines NATO-Beitritts. Dazu gehört in erster Linie die Reaktion Moskaus. "Natürlich gibt es viele Risiken. Und wir müssen auf alle Arten von Maßnahmen seitens Russlands vorbereitet sein", sagt Sanna Marin. "Als wir dem finnischen Parlament das Papier vorgelegt haben, haben wir auch diese Risiken analysiert: Bedrohungen, Cyberangriffe, verschiedene Arten der Beeinflussung von russischer Seite."

Wichtig ist den Nachbarländern Schweden und Finnland eine enge Abstimmung bei dem weiteren Weg. Stockholm will sich aber nicht auf einen Zeitplan festlegen lassen, wie Magdalena Andersson betont.

"Wir müssen wirklich darüber nachdenken, was in dieser neuen Situation das Beste für Schweden, unsere Sicherheit und unseren Frieden ist. Und natürlich ist es für uns wichtig, die Geschehnisse und die Diskussion in Finnland zu verfolgen. Deshalb müssen in engem Kontakt stehen, aber auch einen eigenen Prozess in Schweden haben, um dies zu durchdenken."

"Wir sind Nachbarländer und wir müssen zusammenhalten"

Traditionell stehen die Menschen in Schweden einem Beitritt zu dem Militärbündnis eher skeptisch gegenüber. Ein kleines Stimmungsbild in Stockholm:

"Ich bin mir im Moment noch nicht sicher. Ich denke, wir sollten abwarten, was passiert und was die Leute denken", sagt die Rentnerin Marit Kjellin. Tomas Cederlund ist Architekt und findest, dass Schweden mit der Neutralität bislang gut beraten gewesen sei. "Wir sind nette, gute Menschen und wenn wir der NATO beitreten, sind wir Teil einer größeren Macht, ich glaube nicht, dass das nicht gut wäre."

Eine Passantin meint: "Wir sind Nachbarländer und wir müssen zusammenhalten."

In beiden Ländern sind nun die Parlamente am Zug. Finnen und Schweden werden den Weg in die NATO wohl gemeinsam gehen. Die Anträge werden noch vor dem NATO-Gipfel in Madrid Ende Juni erwartet.

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