Missbrauchsvorwürfe bei der Linken: Co-Parteichefin Hennig-Wellsow tritt zurück

Susanne Hennig-Wellsow
Susanne Hennig-Wellsow Copyright Christoph Soeder/ Associated Press
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Als Grund nannte sie private Gründe und den Umgang mit Sexismus in der Partei.

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In Deutschland ist die Co-Chefin der Partei "Die Linke" von ihrem Amt zurückgetreten. Sie stelle ihr Amt als Parteivorsitzende sofort zur Verfügung, schrieb sie in einer Erklärung.

Sie begründete den Schritt unter anderem mit ihrer privaten Situation, denn sie habe einen achtjährigen Sohn, der sie brauche.

Das erlaubt es mir nicht, mit der Kraft und der Zeit für meine Partei da zu sein, wie es in der gegenwärtigen Lage nötig ist.
Susanne Hennig-Wellsow
zurückgetretene Co-Chefin der Linkspartei

Vorwurf: Sexuelle Gewalt in Linkspartei

Die Partei überschatten derzeit Vorwürfe zu sexuellem Missbrauch, die auch den ehemaligen Lebensgefährten von Co-Parteichefin Janine Wissler betreffen. Der Spiegel hatte am vergangenen Freitag erstmals darüber berichtet.

Demnach soll es Fälle sexualisierter Gewalt in der Linkspartei im Bundesland Hessen gegeben haben. Diese beziehen sich auch auf den früheren Lebensgefährten von Hennig-Wellsows Co-Chefin Janine Wissler. Der Mitarbeiter der Linken-Landtagsfraktion soll sich in den Jahren 2018 und 2019 übergriffig gegenüber einer jungen Frau aus der Partei verhalten haben.

Demnach wirft ihm die heute 22-Jährige, mit der der Mann eine Affäre gehabt haben soll, laut Spiegel unter anderem vor, sie als Minderjährige beim Sex gefilmt zu haben. Eines Nachts sei er zudem über den Balkon in ihre Wohnung eingestiegen. Über diese Nachstellung habe sie Wissler, damals Fraktionsvorsitzende im hessischen Landtag, bereits 2018 per Mail informiert, hieß es in dem Bericht. Diese will damals jedoch nicht von den Vorfällen informiert worden sein.

Nur die Spitze vom Eisberg?

Die in Berlin lebende Bundesgeschäftsführerin der Linksjugend solid, der Jugendorganisaton der Partei, Anna Westner, hat bereits weitere Betroffene aus anderen Landesverbänden unterstützt. Sie fordert fundamentale Änderungen im Umgang mit dem Thema sexueller Missbrauch in der Linkspartei.

Hennig-Wellsow führte die Linke gemeinsam mit Wissler seit dem 27. Februar 2021. Das Duo folgte damals auf Katja Kipping und Bernd Riexinger, die nach neun Jahren auf eine weitere Amtszeit als Parteivorsitzende verzichtet hatten.

"Erneuerung braucht neue Gesichter"

Als weitere Gründe für den Rücktritt nannte Hennig-Wellsow eine nötige Erneuerung der Partei, "und diese Erneuerung braucht neue Gesichter, um glaubwürdig zu sein".

Die Linke ist aus der früheren DDR-Staatspartei SED hervorgegangen, die sich kurz nach der Wende 1989/90 in PDS umbenannte. Aus der PDS wurde die Linkspartei, die sich mit der kleinen westdeutschen Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit 2007 zur Partei Die Linke zusammenschloss.

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