Stimmung in Serbien kippt: 44 Prozent sind gegen EU-Beitritt

Serbiens Präsident Aleksandar Vučić
Serbiens Präsident Aleksandar Vučić Copyright Darko Vojinovic/Copyright 2022 The Associated Press. All rights reserved.
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Von Euronews
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Zum ersten Mal seit 20 Jahren sind in Serbien mehr Bürger:innen gegen einen Beitritt zur Europäischen Union als dafür. Serbien ist EU-Beitrittskandidat, aber hat auch enge Verbindungen zu Russland und keine Sanktionen gegen Moskau verhängt. Das Land befindet sich in einem außenpoltischen Dilemma.

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Zum ersten Mal seit 20 Jahren sind in Serbien mehr Bürger:innen gegen einen Beitritt zur Europäischen Union als dafür, so das Ergebnis der jüngsten Umfrage der Meinungsforscher von Ipsos.

Im Falle eines Referendums würden demnach 44 Prozent einen EU-Beitritt Serbiens ablehnen, 35 Prozent der Bürger:innen würden ihn befürworten.

Euronews Serbien hat den serbische Präsident Aleksandar Vučić zu den Gründen nach dem signifikanten Rückgang befragt. Er erklärte, dass die Ergebnisse der Umfrage "der Stimmung in der regierenden Fortschrittspartei entsprechen würden".

Serbien ist EU-Beitrittskandidat, aber hat auch enge Verbindungen zu Russland und bislang keine Sanktionen gegen Moskau verhängt. Das Land befindet sich in einem außenpoltischen Dilemma.

Zuletzt hatte es in der Hauptstadt Belgard prorussische Demonstrationen mit Hunderten rechtsgerichteten Teilnehmer:innen gegeben.

Aleksandar Vučić sagte aber auch: "Ich glaube, dass Serbien einen Platz in der EU hat, ich glaube, dass wir unseren europäischen Weg fortsetzen sollten und dass wir für unseren würdigen Weg nach Europa kämpfen sollten. Wir sollten unsere Unabhängigkeit bei der Entscheidungsfindung bewahren, zumindest bis wir Mitglied der EU werden."

Serbien zwischen EU-Mitgliedschaft und Russland-Verdbundenheit

Der Druck aus Brüssel auf den Beitrittkandidaten ist spürbar. Das Europäische Parlament hat kürzlich bedauert, dass Serbien die EU-Sanktionen nach der russischen Invasion in der Ukraine nicht umsetzt und beklagt, dass die serbischen Behörden die europäischen Werte nicht ausreichend fördern würden.

Nemanja Todorović Štiplija, Politikwissenschaftler und Gründer des Zentrums für zeitgenössische Politik und des europäischen westlichen Balkans, dass die Umfrage eine Gelegenheit für die Regierung war, die Stimmung in der Bevölkerung auszuloten.

"Ich glaube, dass die Umfrage dazu dienen sollte, die Auswirkungen zu untersuchen, die eine möglichen Entscheidung der serbischen Regierung nach sich ziehen würde, wenn sie Sanktionen gegen Russland verhängen und alle restriktiven EU-Maßnahmen gegen Russland akzeptieren würde."

Nach Ansicht der Meinungsforscher und Politik-Experten wird die gesunkene Unterstützung für die EU-Mitgliedschaft das außenpolitische Dilemma Serbiens verschärfen und die Ausrichtung der künftigen serbischen Regierung beeinflussen.

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