"Gott will mich nicht" - Schwester André aus Frankreich ist 118 und der älteste Mensch der Welt

Die Nonne Schwester André lebt in einem Kloster in Toulon
Die Nonne Schwester André lebt in einem Kloster in Toulon Copyright AP Photo
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Von Euronews mit AFP, RMC
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"Der liebe Gott will mich nicht haben", sagt die Nonne, die in Toulon lebt und jetzt die mit Abstand älteste Person der Welt ist.

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"Das ist eine traurige Ehre", sagt Soeur André im Interview mit RMC. "Ich habe das Gefühl, dass ich im Himmel besser aufgehoben wäre. Aber der liebe Gott will mich nicht. Ich bin nicht stolz darauf. Aber für meine Familie bin ich glücklich. Weil meine Familie mich verhätschelt hat".

Seit dem Tod der Japanerin Kane Tanaka, die 119 Jahre alt war, ist die Nonne Schwester André aus Frankreich der älteste Mensch der Welt. 

"Seit ich auf der Welt bin, sehe ich nur Kriege und Prügeleien."
Soeur André
118 Jahre alte Nonne aus Frankreich

Geboren ist Soeur André 1904 als Lucile Randon in Alès in Südfrankreich (nördlich von Montpellier). Ihr Vater ist Grundschullehrer, ihre Familie evangelisch und nicht sehr gläubig.

Die Ordensfrau erinnert sich an den Beginn des Ersten Weltkriegs. "Damals war ich 10, und es war traurig." 

Als Deutschland den Zweiten Weltkrieg anfängt, ist Lucile Randon Gouvernante in Paris - zuvor hat sie in Marseille und später bei der Familie Peugeot bei Paris die Kinder beaufsichtigt. "Seit ich auf der Welt bin, sehe ich nur Kriege und Prügeleien", sagt die Nonne heute.

In den 1920er Jahren konvertiert sie zum Katholizismus. Wie ihr älterer Bruder - der über ihren Eintritt ins Kloster überrascht war - gibt sie sich am Ende des Zweiten Weltkriegs als Ordensschwester den Namen André (die weibliche Form auf Französisch ist Andrée, aber sie wählt bewusst die männliche Variante).

28 Jahre lang arbeitet sie in einem katholischen Krankenhaus und einem Waisenhaus in Vichy. 

AFP
Soeur André ist schon zwei Mal an Covid-19 erkranktAFP

Mit 75 Jahren geht Soeur André in Rente und zieht sich in ein Altenheim in Toulon zurück. Im Januar 2021 war sie - wie fast alle Bewohner:innen - an Covid-19 erkrankt. Inzwischen hat die Nonne, die seit mehreren Jahren erblindet ist - auch eine zweite Infektion mit dem Coronavirus überstanden.

Am Morgengebet nimmt sie aber offenbar weiterhin täglich teil.

"Ich kann die Gäste nicht mehr ertragen, ich bin weniger freundlich"
Soeur André

Am 11. Februar hat Schwester André ihren Geburtstag gefeiert - wie üblich mit einem Cocktail aus Portwein mit Schokolade. Aber nach einer Feier war ihr nicht wirklich zumute.

"Ich kann die Gäste nicht mehr ertragen, ich bin weniger freundlich", erklärt die Ordensfrau in einem Interview mit AFP. Rezepte für ein langes Leben gibt Soeur André keine.

"Ich wurde immer für meine Weisheit und Intelligenz bewundert, und jetzt machen sie sich über mich lustig, weil ich widerspenstig bin", erklärt die 118-Jährige. Die drittälteste Frau der Welt ist übrigens "nur" 115 Jahre alt.

Den Rekord des längsten Lebens überhaupt hält weiterhin eine andere Französin: Jeanne Calment, die 1997 in Arles verstorben ist, wurde 122 Jahre alt.

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