Mysteriöse Todesserie russischer Oligarchen: Zweifel an Familien-Morden und Selbstmorden

Im Aufzug in Lloret del Mar in Katalonien - Symbolbild
Im Aufzug in Lloret del Mar in Katalonien - Symbolbild Copyright JOSEP LAGO/AFP
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Von Euronews mit AFP, Newsweek
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In Spanien und in Russland sind russische Oligarchen und ihre Familienmitglieder tot aufgefunden worden. Inzwischen gibt es Zweifel daran, dass die Gas-Manager ihre Familien getötet haben.

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Es gibt Zweifel daran, dass zwei russische Oligarchen tatsächlich ihre Frauen und mehrere Kinder getötet und dann sich selbst umgebracht haben. Besonders der Fall des ehemaligen Erdgas-Managers Sergei Protosenja (auch: Protosenya), der seine Frau (53) und seine 18-jährige Tochter mit einer Axt erschlagen haben soll, wirft Fragen auf.

Tod im Osterurlaub in Lloret del Mar

Der 55-jährige ehemalige Vizechef des russischen Gaskonzerns Novatek wurde im Osterurlaub in Spanien erhängt an einem Baum aufgefunden. Novatek ist ein Kreml-nahes Unternehmen und gilt als der größte unabhängige Erdgasproduzent Russlands. Laut RTL glaubt ein spanischer Geschäftspartner von Sergei Protosenja, dass es sich um einen Auftragsmord handeln könnte.

Die Leiche des Multimillionärs zeigte laut Medienberichten aus Spanien keinerlei Blutspuren. Und viele fragen sich - wie die katalanische Zeitung EL PUNT AVUI -, warum ein Mann, der seine Familienmitglieder und danach sich selbst umbringt, sorgfältig die Spuren beseitigt. Auch der Sohn der Familie, der sich zum Tatzeitpunkt am 19. April 2022 in Frankreich aufhielt, glaubt nicht daran, dass sein Vater die Mutter und die Schwester getötet hat.

Weiterer Oligarch in Moskau zusammen mit Frau und Tochter tot aufgefunden

Einen Tag zuvor - am 18. April - wurden in Moskau der ehemalige Vizepräsident der Gazprombank, Vladislav Avayew (auch: Avayev), seine schwangere Frau und die 13-jährige Tochter in ihrer Luxus-Wohnung tot aufgefunden. Die 26-jährige Tochter hatte Alarm geschlagen, nachdem die Familie sich nicht gemeldet hatte.

Sie fand Vater, Mutter und Schwester, die offenbar erschossen wurden, im Penthouse-Aparment am Universitetsky Prospekt. Einen Abschiedsbrief gab es auch in diesem Fall nicht.

Laut SkyNews und anderen Medien war Wladislaw Avajew auch für die Regierung von Wladimir Putin tätig.

Weitere russische Oligarchen gewaltsam ums Leben gekommen

Das Magazin Newsweek nennt noch weitere russische Oligarchen, die seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine gewaltsam ums Leben gekommen sind.

Darunter ist der Millardärt Wasily Melnikow, der zusammen mit seiner Frau und zwei Kindern in Nischni Nowgorod tot aufgefunden wurde. Wie der "Kommersant" berichtet, soll Melnikow laut Ermittlern seine 41-jährige Frau sowie seine 10 und 4 Jahre alten Kinder getötet haben, bevor er sich selbst umbrachte.

Nach Angaben des ukrainischen Medienmagazins Glavred hatte Melnikows Unternehmen aufgrund der westlichen Sanktionen große Verluste erlitten.

Putin wetterte gegen im Ausland lebende Russen

Schon Mitte März 2022 hatte Russlands Präsident Wladimir Putin gegen im Ausland lebende reiche Russen gewettert und diese als "Verräter" bezeichnet.

Putin sagte: "Ich verurteile nicht diejenigen, die Villen in Miami oder an der Côte d'Azur haben. Oder die nicht ohne Austern oder Gänseleber oder so genannte "Gender-Freiheiten" auskommen. Das Problem ist, dass sie geistig dort sind und nicht hier, bei unseren Leuten, in Russland. Sie denken, dass sie dadurch in einer höheren Kaste sind."

Schon 2013 hatte der damalige Oligarch Michail Chodorkowski die Korruption unter Wladimir Putin kritisiert und sich mit dem starken Mann im Kreml überworfen. Der Unternehmer verbrachte dann 10 Jahre in Gefängnissen und Straflagern, bevor er 2013 von Putin begnadigt wurde. Chordorkowski lebt inzwischen in London und plädiert für eine weitergehende Unterstützung der Ukraine durch den Westen.

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