Verloren im Schneeballsystem: Wie Jugendliche finanziell ausgebeutet werden

Mutter eines Opfers im Euronews-Interview
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Die Internetplattform "IM-Akademie" in Spanien verspricht Jugendlichen ein erfolgreiches und wohlhabendes Leben. Doch schnell werden viele in ein sogenanntes Schneeballsystem hineingezogen.

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Lorenas Tochter war erst 17, als sie sich bei der IM-Akademie anmeldete, einer Internetplattform, die erklärt, wie man in Kryptowährungen investiert. Man versprach ihr ein wohlhabendes Leben. Doch schon bald wurde sie in ein System hineingezogen, das Ermittler heute als Schneeballsystem bezeichnen.

"Sie begann sich zu verändern, sie schmiss die Schule", erzählt ihre Mutter im Interview. "Wir versuchten, mit ihr zu reden, doch da war sie bereits einer Gehirnwäsche unterzogen worden. Sie wollte nicht zuhören, sie wollte nicht nachdenken. Wir hörten auf, ihre Beiträge für die Akademie zu bezahlen. Und dann zog sie aus, als sie noch minderjährig war."

Jugenliche sollen Beziehungen zu Familie abbrechen

Die spanische Polizei verhaftete acht Menschen im Zusammenhang mit der IM-Akademie, die unter anderem des Betrugs und der irreführenden Werbung beschuldigt werden.

María Fernández, Sprecherin der spanischen Nationalpolizei, erklärt, dass die Leiter der Organisation oftmals sektenähnliche Techniken einsetzen würden, um die Jugendlichen dazu zu bringen, ihre Beziehungen zu ihren Familien abzubrechen und sich ganz auf die Aktivitäten der Organisation zu konzentrieren.

Auf YouTube und in den sozialen Medien prahlen die Verantwortlichen der IM-Akademie mit dem luxuriösen Leben, das sie angeblich erreicht hätten, indem sie nur noch erfolgsorientiert denken würden. Die Akademie ist letztlich eine Sammlung von Videos mit motivierenden Botschaften.

Euronews
YouTube-Auftritt der IM-AkademieEuronews

Anwerbung neuer Mitglieder gegen Geld

Die Studierenden können meist nicht selbst ihre Beiträge für die Akademie finanzieren – deshalb wird ihnen Geld angeboten, um neue Mitglieder für die Organisation zu gewinnen. Je mehr Leute man anwirbt, desto mehr Geld bekommt man.

Ein ehemaliges Mitglied erzählte Euronews, dass er bis zu 30 Personen angeworben hatte. Er verbrachte 14 Stunden am Tag damit, neue Mitglieder zu werben. Es dauerte zwei Jahre, bis er merkte, dass er als ein Instrument eines Schneeballsystems benutzt wurde.

Einige Mitglieder der Akademie sprechen von Nötigungsversuchen. Mehr als 60 Familien werden derzeit von RedUne, einem auf Sekten spezialisierten Verein, beraten. Dessen Vorsitzender, Juantxo Domínguez, sagt, dass die Leute, die für diese Art von Organisation verantwortlich seien, einen Plan hätten, wie sie Rekruten für sich gewinnen könnten. "Man merkt nicht, worauf man sich einlässt, denn man hat ja ein Bedürfnis und damit eine Schwachstelle."

Bei einer Veranstaltung in Katalonien zeigte die IM-Akademie vor kurzem, wie mächtig sie ist. Hunderte junger Menschen, auch aus Italien, Frankreich und Großbritannien, nahmen teil, um die Führungskräfte kennenzulernen.

Schätzungen zufolge haben sich bereits Tausende Jugendliche aus ganz Europa der Akademie angeschlossen. Einige von ihnen könnten am Ende dem Betrug zum Opfer fallen.

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