Empörung über offenen Brief an Scholz - Warnung vor dem 3. Weltkrieg

Alice Schwarzer
Alice Schwarzer Copyright Thomas Lohnes/dapd
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Von Euronews mit Twitter, dpa
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Alice Schwarzer, Martin Walser, Dieter Nuhr, Juli Zeh, Lars Eidinger - 28 Prominente haben einen offenen Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz geschieben. Sie fürchten eine Ausweitung des Krieges. Politiker und Menschen im Netz reagieren empört.

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Alice Schwarzer, Martin Walser, Dieter Nuhr, Juli Zeh, Lars Eidinger - 28 Prominente haben einen offenen Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz geschieben. Sie fürchten eine Ausweitung des Krieges. Politiker und Menschen im Netz reagieren empört.

Prominente wie die Feministin Alice Schwarzer, der Schriftsteller Martin Walser, der Komiker Dieter Nuhr oder der Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar haben in einem offenen Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz appelliert, nicht noch mehr schwere Waffen an die Ukraine zu liefern. Sie warnen vor einem Dritten Weltkrieg. 

Wer sich durch den Krieg belästigt fühle, sollte seinen Wertekompass ganz unkreativ mit dem Hammer geraderücken, schreibt die Vorsitzende des Verteidigungsausschuss Maire-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) als Reaktion auf Twitter.

Große Aufregung im Netz

Dem russischen Präsidenten Wladimir Putin dürfe kein Motiv für eine Ausweitung des Krieges auf die NATO geliefert werden, argumentieren die Unterzeichner des Briefs. "Wir hoffen, dass es so schnell wie möglich zu einem Kompromiss kommt, den beide Seiten akzeptieren können", heißt es dort.  

Mehrere Bundestagsabgeordnete kritisieren die Vorstellung eines Kompromisses als naiv, man würde von der Ukraine quasi verlagen, sich zu ergeben. Der Journalist Markus Decker bezeichnet die Forderung der Prominenten als einen "Offenbarungseid der Freiheit".  

Zu den 28 Erstunterzeichnern gehören der Autor Alexander Kluge, der Rechtsphilosoph Reinhard Merkel, der Sänger Reinhard Mey, die Kabarettisten Gerhard Polt und Dieter Nuhr, die Schauspieler Lars Eidinger und Edgar Selge. Der offene Brief wurde am Freitagvormittag auf der Website des Magazins „Emma“ veröffentlicht. Er stehe allgemein zur Unterzeichnung offen, sagte Schwarzer.

Die Unterzeichner betonen, dass Putin mit dem Angriff auf die Ukraine das Völkerrecht gebrochen habe. "Dies rechtfertige aber nicht, das Risiko der Eskalation dieses Krieges zu einem atomaren Konflikt in Kauf zu nehmen". Die Lieferung großer Mengen schwerer Waffen könnte Deutschland selbst zur Kriegspartei machen. "Ein russischer Gegenschlag könnte sodann den Beistandsfall nach dem Nato-Vertrag und damit die unmittelbare Gefahr eines Weltkriegs auslösen."

Der Journalist schreibt, man den Ukrainern "mit Berufung auf deren Leid nicht vorschreiben wollen, bis zu welchem Punkt sie sich verteidigen dürfen".

Der Bundestag hatt gestern mit großer Mehrheit die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine gebilligt. Anders als viele Kritiker, die Scholz eine zaudernde Haltung vorwerfen, bekunden die Unterzeichner des Briefes ihre Unterstützung dafür, dass der Bundeskanzler bisher alles getan habe, um eine Ausweitung des Ukraine-Kriegs zum Dritten Weltkrieg zu vermeiden. 

Eine zweite "Grenzlinie" sei das Leid der ukrainischen Zivilbevölkerung, heißt es in dem Brief. "Dazu steht selbst der berechtigte Widerstand gegen einen Aggressor in einem unerträglichen Missverhältnis. Wir warnen vor einem zweifachen Irrtum: Zum einen, dass die Verantwortung für die Gefahr einer Eskalation zum atomaren Konflikt allein den ursprünglichen Aggressor angehe und nicht auch diejenigen, die ihm sehenden Auges ein Motiv zu einem gegebenenfalls verbrecherischen Handeln liefern. Und zum andern, dass die Entscheidung über die moralische Verantwortbarkeit der weiteren "Kosten" an Menschenleben unter der ukrainischen Zivilbevölkerung ausschließlich in die Zuständigkeit ihrer Regierung falle. Moralisch verbindliche Normen sind universaler Natur."

Die Journalistin Antje Hildebrandt wirft den Briefunterzeichnern Selbstbezogenheit vor und vergleicht ihre Forderung mit Menschen in einem brennenden Haus, die man sich selbt überlässt, weil der Eigentümer dies als Hausfriedensbruch anzeigen könnte. 

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