Mehr Armut, weniger Spenden: Tafeln schlagen Alarm und stellen Forderungen an Politik

Warensortierung bei der Dortmunder Tafel
Warensortierung bei der Dortmunder Tafel Copyright nikolaus.urban@mail.de/Nikolaus Urban
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Von euronews
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Immer mehr Menschen sind auf Hilfe angewiesen, um sich zu ernähren, gleichzeitig wird weniger gespendet. Die Politik muss helfen, finden die Tafeln.

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Steigende Lebensmittelpreise und weniger Spenden: In Deutschland schlagen die Tafeln Alarm. Die Organisation, bei der bedürftige Menschen sich mit Essen versorgen können, seien aktuell so stark gefordert wie nie zuvor, heißt es in einer Mitteilung. Tafel-Chef Jochen Brühl forderte die Bundesregierung deswegen dazu auf, die Hartz-IV-Regelsätze zu erhöhen. Die Entlastungspakete, die die Inflation ausgleichen sollen, reichten nicht aus und würden zu spät kommen, so der Vorsitzende des Bundesverbandes Tafel Deutschland gegenüber den Zeitungen der „Funke Mediengruppe“. Es brauche eine "deutliche Entlastungen für Menschen mit geringen Einkommen“.

„Die Situation bei den Tafeln ist so angespannt wie noch nie. Deutlich mehr Menschen kommen, gleichzeitig sinken die Lebensmittelspenden“, sagte er weiter. Die Ehrenamtlichen bei den Tafeln seien stark überlastet. 

Dass sich die Zahl der Hilfesuchenden, die ihre Lebensmittel über die Tafel bekommen, so stark erhöht hat, hat laut der Organisation zwei Gründe: Einerseits kommen viele Geflüchtete aus der Ukraine, andererseits können seien viele Menschen durch die Inflation enorm belastet. Zu den 960 Tafeln in Deutschland kämen jetzt viele, die vorher gerade so über die Runden gekommen seien. 

Im März lag die Inflationsrate bei 7,3 Prozent. Die Hartz-IV-Regelsätze seien im Januar um 0,76 Prozent angehoben worden, so die Organisation: "Das Geld reichte bereits vorher kaum für eine ausgewogene Ernährung oder soziale Teilhabe."

Mehr Nachfrage, weniger Spenden: Tafeln allen können "diesen Druck nicht aushalten"

Das Problem wird laut Tafel durch den Rückgang von Lebensmittelspenden erschwert. Gründe dafür seien: Die bessere Planung von Supermärkten, Hamsterkäufe von günstigen Produkten. Dadurch bleibe in den Supermärkten weniger übrig. 

Zudem seien die Kosten auch für die Tafel durch die höheren Spritpreise und die höheren Energiekosten gestiegen. Die Tafeln allein könnten „diesen Druck nicht aushalten“, so Brühl gegenüber "Funke". Deswegen müsse die Politik helfen: „Tafeln sind nicht Teil des sozialstaatlichen Systems. Wir helfen ehrenamtlich und nach Kräften, aber es war nie die Idee der Tafeln, alle armutsbetroffenen Menschen verlässlich und verbindlich zu versorgen.“

Wer helfen möchte, kann Lebensmittel an die örtliche Tafel spenden oder die Organisation mit Geldspenden unterstützen.

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