"Wir hatten Angst": Menschen sind nach Rettung aus Mariupol in Sicherheit

Das bombardierte Stahlwerk Azovstal in Mariupol, Ukraine
Das bombardierte Stahlwerk Azovstal in Mariupol, Ukraine Copyright AP
Von Euronews mit dpa
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Etwa 100 Menschen, die aus dem Stahlwerk in Mariupol fliehen konnten, haben die Stadt Saporischschja erreicht. Man geht davon aus, dass noch rund 200 Zivilisten in den Tunneln und Bunkern der Anlage eingeschlossen sind.

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Russische Truppen haben ihren Sturm auf das seit Wochen belagerte Stahlwerk Azovstal in Mariupol intensiviert. Ukrainische Medien berichteten dies auf Berufung ukrainischer Kämpfer, die sich im Werk aufhalten.

Etwa 100 Menschen aus dem Stahlwerk haben, zusammen mit rund 50 weiteren Geflüchteten aus den Außenbezirken von Mariupol, die rund 230 Kilometer entfernte Stadt Saporischschja erreicht. Einige seien verletzt, so das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK), das den Flüchtlingskonvoi gemeinsam mit UN-Vertretern begleitete. Man geht davon aus, dass noch etwa 200 Zivilisten in den Tunneln und Bunkern der Anlage eingeschlossen sind.

"Es ist eine riesige Erleichterung, dass manche Zivilisten, die wochenlang gelitten haben, nun draußen sind", sagte IKRK-Präsident Peter Maurer. Am Wochenende waren mit internationaler Hilfe bereits mehr als 120 Menschen aus dem Werksgelände gerettet worden.

"Es war beängstigend, weil wir ständig bombardiert wurden", sagt Anna, die aus dem Komplex gerettet wurde."Die Kinder konnten nicht schlafen, sie weinten. Wir hatten Angst. Um ehrlich zu sein, dachten wir, wir kämen da nicht mehr raus."

Evgeniy Maloletka/AP Photo
Menschen, die aus dem Stahlwerk geflüchtet sind, nach ihrer Ankunft in SaporischschjaEvgeniy Maloletka/AP Photo

Die Ukraine bereitet sich für den heutigen Mittwoch auf eine weitere Evakuierung von Mariupol vor. Als Treffpunkt für den Transport nannte die Gebietsverwaltung von Saporischschja in der Nacht ein großes Einkaufszentrum im Westen von Mariupol. Es liegt mehrere Kilometer entfernt vom Stahlwerk Azovstal.

Die UN-Koordinatorin für humanitäre Hilfe in der Ukraine, Osnat Lubrani, erklärte, dass die Evakuierung erfolgreich gewesen sei. "Doch ich habe die Sorge, dass nicht alle Zivilisten herausgekommen sind. Das Stahlwerk ist sehr groß - für diejenigen, die es geschafft haben, war es jedoch sehr schwierig herauszukommen. Ich glaube, einige von ihnen hatten große Angst."

Viele Ukrainerinnen und Ukrainer haben auch Angst, nach ihrer Rettung verschleppt zu werden. Nach Angaben aus Moskau sind aus den umkämpften Gebieten der Ukraine schon fast 1,1 Millionen Menschen nach Russland gebracht worden. Knapp 200.000 von ihnen seien Kinder.

Nach russischer Darstellung werden diese Menschen aus der Ukraine vor den Kämpfen und angeblicher Gewalt der Kiewer Führung in Sicherheit gebracht. Die Ukraine sieht dies als Verschleppung ihrer Bürger aus den derzeit russisch besetzten Gebieten im Osten und Süden.

Eine krasse Menschenrechtsverletzung
Günter Burkhardt
Geschäftsführer der Flüchtlingshilfsorganisation Pro Asyl

Die Flüchtlingshilfsorganisation Pro Asyl hat Verschleppungen von Ukrainern nach Russland angeprangert. "Wenn man Menschen, die fliehen wollen, an der Flucht hindert und in einen anderen Staat bringt, dann ist das eine Verschleppung und damit eine krasse Menschenrechtsverletzung", so der Geschäftsführer Günter Burkhardt dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland".

In der Region Donezk sind nach russischen Angriffen mindestens 21 Zivilisten getötet worden. Das teilte die Gebietsverwaltung mit. Weitere 27 seien verletzt worden. Im Lwiw, im Westen der Ukraine, haben Raketenangriffe laut Behördenangaben zu Stromausfällen geführt.

Erstmals wurde auch das Gebiet Transkarpatien im äußersten Westen Ziel eines Raketenangriffs. Dabei sei eine Infrastruktureinrichtung in den Bergen getroffen worden. Über mögliche Opfer wurde zunächst nichts bekannt.

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