"Symbolisch wichtig": Siegt Sinn Féin bei den Parlamentswahlen in Nordirland?

Wahlplakate in Nordirland, wo an diesem Donnerstag ein neues Parlament gewählt wird
Wahlplakate in Nordirland, wo an diesem Donnerstag ein neues Parlament gewählt wird Copyright Peter Morrison pour Associated Press
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Von Ken Murray
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Seit mehr als 100 Jahren dominieren in nordirischen Parlament die pro-britischen Unionisten. Das könnte sich nun ändern.

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Seit 1921, als die Briten Irland aufteilten, steht Nordirland unter Londoner Verwaltung. Genauso lange wird es - von einigen Unterbrechungen abgesehen - von pro-britischen Unionisten regiert.

Bei den an diesem Donnerstag stattfindenden Parlamentswahlen könnte es eine Trendwende geben. Die jüngsten Umfragen deuten darauf hin, dass die Ära der protestantischen Unionisten nach mehr als 100 Jahren zu Ende gehen könnte - eine Entwicklung von enormer Symbolkraft.

Dr. Brian Feeney, Kolumnist bei der Zeitung "Irish News" erklärt: "Es ist psychologisch wichtig, es ist symbolisch wichtig, und es wird auch die Moral der britischen Unionisten angreifen, die sich fragen werden, wozu es Nordirland geben soll."

2017 hatte die pro-britische DUP 28 der 90 Sitze in Stormont gewonnen, nur einen Sitz mehr als die irisch-republikanische Sinn Féin, die lange Zeit als politischer Arm der militanten Organisation IRA (Irish Republican Army) galt und die sich jahrzehntelang mit gewaltsamen Mitteln für eine Vereinigung Irlands einsetzte.

Doch der Zuwachs an katholischen Wählern und die Gründung einer rivalisierenden unionistischen Partei zur DUP deuten darauf hin, dass die Unionisten ihren Platz als dominierender politischer Block verlieren werden; eine Entwicklung, die bei den rechtskonservativen Protestanten, die ein vereinigtes Irland ablehnen, mit Sorge beobachtet wird.

"Menschen weltweit werden dieses Ergebnis falsch interpretieren, indem sie es als einen Schritt in Richtung eines vereinten Irlands interpretieren werden, obwohl den aktuellsten Umfragen zufolge immer noch etwa drei Viertel der Bevölkerung NICHT für Sinn Féin stimmen. Es ist also zu befürchten, dass sie die Stimmung nutzen werden, um ihre bereits im Aufwind befindliche Kampagne für eine Grenzabstimmung zu befeuern", meint Ben Lowry, Herausgeber des Belfast Newsletter.

Eine der jüngsten Umfragen sagen einen deutlichen Vorsprung der katholisch-republikanischen Sinn Féin gegenüber der DUP voraus. Einige Experten meinen, dass ein Wahlsieg Sinn Féins nicht bedeute, dass die Mehrheit Nordirlands für eine Vereinigung beider Landesteile sei.

"Diejenigen, die nicht für die Unionisten stimmen werden, werden für die Alliance Party der Mitte stimmen, die meisten tendieren aus pragmatischen wirtschaftlichen Gründen zur Union. Es ist also nicht sehr wahrscheinlich, dass es in naher Zukunft zu einer Grenzabstimmung kommen wird", meint der Historiker Paul Bew.

"Glaubt man den jüngsten Meinungsumfragen, so wird die pro-irische Partei Sinn Fein nach dieser Wahl die meisten Sitze gewinnen. Dies wäre die größte politische Veränderung seit der Teilung Irlands durch die Briten im Jahr 1921. Sollte dies der Fall sein, werden die Rufe nach einem Referendum über die Vereinigung Irlands in den kommenden Monaten voraussichtlich lauter werden. Das Wahlergebnis wird es innerhalb der nächsten 48 Stunden geben", fasst unser Belfast-Korrespondent Ken Murray zusammen.

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