15 Jahre Haft für Kriegsberichte - Russische Journalisten fliehen ins Ausland

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Demonstranten Copyright Czarek Sokolowski/Copyright 2022 The Associated Press. All rights reserved
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Von Magdalena Chodownik
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Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine haben einige russische Oppositionelle, Journalisten und Aktivisten angesichts zunehmender Zensur und Propaganda Zuflucht im Ausland gesucht.

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Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine haben einige russische Oppositionelle, Journalisten und Aktivisten angesichts zunehmender Zensur und Propaganda Zuflucht im Ausland gesucht.

Anastasia Sergeeva von der Hilfsorganisation "For Free Russia Association" erklärt gegenüber Euronews, dass die Zahl der Schutzsuchenden in den letzten Monaten gestiegen ist. "Nach dem Beginn des Krieges hatten wir eine andere Gruppe hier: russische Bürger, die in der Ukraine leben. Seit 2014 waren viele Aktivisten, russische Ativisten, in Gefahr und waren in die Ukraine geflohen."

Die Propaganda in Russland verbreite aktiv die Botschaft, dass außerhalb Russlands niemand Russen mag, so Sergeeva. "Diese Menschen verlieren die Hoffnung, dass man etwas tun kann, dass sich jemand außerhalb Russlands um sie kümmert."

Immer mehr Russinnen und Russen suchen zum Beispiel Schutz in Polen. Alina und Andrei, ein Journalistenpaar aus Kasan, ist Ende März nach Warschau gekommen, nach einer langen Reise durch die Türkei und Georgien.

"Ich habe Proteste in Kasan gefilmt, weil wir mit der neuen russischen Gesetzgebung konfrontiert waren. Sie könnten also jederzeit kommen, uns verhaften und durchsuchen", sagt Andrei Grigorev. Er und seine Frau arbeiten beide für Radio Free Europe/Radio Liberty.

"Es ist gefährlich, den Krieg einen Krieg zu nennen, in Russland zu bleiben und in den Medien zu arbeiten, das fällt unter das Strafrecht", erklärt Grigorev. Journalisten würde bis zu 15 Jahre Haft drohen, hätten sie herausgefunden. "Das ist der Preis, den wir dafür zahlen, dass wir die Wahrheit sagen und den Krieg als einen Krieg bezeichnen."

"Die Luft war so dick geworden, dass man nicht mehr atmen konnte", so Alina Grigoreva. "Unsere Kollegen sind überall, einige in Georgien, einige in der Türkei, wo auch immer sie hingehen konnten".

Trotz angespannter Lage im Land, zeigen Umfragen weiterhin hohe Zustimmungswerte für Putins Politik, sodass eine Flucht aus Russland vielleicht nicht immer politische Gründe hat, meint der Politologe Kacper Wanczyk von der Universität Warschau. 

"Ich glaube nicht, dass es in Russland eine große Volksopposition gegen den Krieg gibt. Einige Menschen haben beschlossen, ins Ausland zu gehen, aber ich glaube, dass politische Motive nur einen Teil ausmachen. Einige von ihnen sind wegen der wirtschaftlichen Lage besorgt. Zurzeit ist sie nicht so schlecht, aber wir erhalten bereits Informationen über einige interne Probleme."

Die genaue Zahl der Menschen, die Russland seit dem 24. Februar verlassen haben, ist unbekannt - Experten schätzen sie auf 300.000 bis über eine Million Menschen. Polen, das zu einem beliebten Ziel für die belarussische Opposition geworden ist, nimmt nun auch Russen auf.

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