Polizisten 'vergasen' Mann in Kofferraum: Schock und Proteste nach brutalem Video in Brasilien

In einem in sozialen Medien zirkulierenden Video ist zu sehen, wie die Polizisten der Autobahnpolizei einen Schwarzen Mann in einem Kofferraum mit Tränengas ersticken.
In einem in sozialen Medien zirkulierenden Video ist zu sehen, wie die Polizisten der Autobahnpolizei einen Schwarzen Mann in einem Kofferraum mit Tränengas ersticken. Copyright Thomson Reuters 2022
Von Euronews mit AP
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Der Erstickungstod eines Schwarzen, der auf einem Video zu sehen ist, in dem er von zwei Polizisten im verqualmten Kofferraum eines Geländewagens festgehalten wird, sorgt für Empörung in Brasilien - und darüber hinaus.

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In Brasilien hat der Tod eines Schwarzen Mannes, der vor seinem Tod offenbar von Polizisten misshandelt wurde, Wut, Empörung, Fassungslosigkeit und eine heftige Debatte ausgelöst. 

Aufnahmen von der Polizeikontrolle am Dienstag in Umbauba im nordöstlichen Bundesstaat Sergipe zeigen, wie die Beamten Genivaldo de Jesus Santos, 38, gewaltsam im Kofferraum ihres Polizeifahrzeugs festhalten. Gleichzeitig steigt eine dichte Wolke weißen Rauchs aus dem Fahrzeug auf, bei dem es sich offenbar um Tränengas handelt.

Man hört den Mann schreien. Seine Beine, die aus dem Geländewagen herausragen, strampeln eine Zeit lang, bis sie sich schließlich nicht mehr bewegen. Die Beamten sind dabei von Schaulustigen umgeben, was sie nicht zu stören scheint.

Die Bilder lösten in den sozialen Medien eine Welle der Empörung aus. Dutzende von Menschen versammelten sich am Mittwoch zu einer Protestaktion in Umbauba, wo sie eine Straße blockierten und Reifen verbrannten.

"Die Bevölkerung ist empört", sagte ein Mann in einem auf Twitter geposteten Video des Protests. "Sie haben den Mann ermordet", rief ein anderer durch einen Lautsprecher in die Menge.

In einer Erklärung der Bundespolizei heißt es, der Mann habe aggressives Verhalten gezeigt und sich den Beamten, die ihn angehalten hatten, "aktiv widersetzt". Die Beamten stellten ihn ruhig und setzten dann "Instrumente mit geringerem Angriffspotenzial" ein, um ihn in Schach zu halten, heißt es in der Erklärung.

Eine vorläufige Autopsie ergab, dass der Mann an Atemversagen aufgrund von "mechanischer Asphyxie" starb, so George Fernandes, ein Sprecher des gerichtsmedizinischen Instituts des Bundesstaates Sergipe, gegenüber The Associated Press.

Der Vorfall "schockierte die brasilianische Gesellschaft aufgrund des Ausmaßes der Brutalität und zeigte die mangelnde Bereitschaft der Institution, die Einhaltung grundlegender Verfahren durch ihre Mitarbeiter zu gewährleisten", so das brasilianische Forum für öffentliche Sicherheit, eine unabhängige Gruppe, in einer Erklärung.

Präsident Jair Bolsonaro sagte, er werde sich bei der Bundespolizei für Straßenwesen erkundigen, was passiert sei. Er erwähnte auch einen anderen Vorfall vor zwei Wochen, bei dem ein Mann zwei Autobahnpolizisten im Dienst erschossen hatte.

Die Bundespolizei leitete eine Untersuchung ein. Das gerichtsmedizinische Institut muss der Bundespolizei innerhalb von 10 Tagen einen abschließenden, detaillierteren Bericht vorlegen.

Der Vorfall ereignete sich nur wenige Tage, nachdem Beamte der Autobahnpolizei an einem Einsatz in Rio de Janeiro beteiligt waren, bei dem mehr als 20 Menschen starben. Die Polizei erklärte, sie habe keine andere Wahl gehabt, als tödliche Gewalt anzuwenden, doch Berichte von Anwohner:innen, die in lokalen Medien veröffentlicht wurden, lassen Zweifel an dieser Behauptung aufkommen.

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