Massaker von Uvalde: 19 Polizisten warteten 75 Minuten vor der Tür

US-Präsident Joe Biden und die First Lady haben Uvalde im US-Bundesstaat Texas besucht, wo die Trauer nach dem Massaker an einer Grundschule in Wut umschlägt.
US-Präsident Joe Biden und die First Lady haben Uvalde im US-Bundesstaat Texas besucht, wo die Trauer nach dem Massaker an einer Grundschule in Wut umschlägt. Copyright Evan Vucci/Copyright 2022 The Associated Press. All rights reserved
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Von Euronews mit dpa
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US-Präsident Joe Biden und die First Lady haben Uvalde im US-Bundesstaat Texas besucht, wo die Trauer nach dem Massaker an einer Grundschule in Wut umschlägt. Die Polizei steht unter Druck, weil sie erst mehr als eine Stunde später eingegriffen hatte.

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US-Präsident Joe Biden und die First Lady haben Uvalde im US-Bundesstaat Texas besucht, wo die Trauer nach dem Massaker an einer Grundschule in Wut umschlägt. Die Polizei steht unter Druck, weil sie erst mehr als eine Stunde später eingegriffen hatte.

Ein 18 Jahre alter Schütze hatte am Dienstag 19 Kinder und zwei Lehrerinnen getötet. Joe Biden und seine Frau Jill legen am Sonntag Blumen für die 21 Opfer nieder. Die Bidens liefen einzeln von Bild zu Bild, berührten die Fotos der Opfer. Später trafen sie Angehörige der Todesopfer sowie Überlebende. 

19 Polizisten warteten 75 Minuten vor der Tür

Was Ermittler auf Basis von Videoaufnahmen, Zeugenaussagen, Polizeikommunikation und Notrufen bislang rekonstruiert haben, ist erschütternd. Offenabar waren bereits zu einem frühen Zeitpunkt 19 Polizisten im Flur vor dem Klassenraum, in dem sich der Amokläufer mit Lehrern und Schülern verschanzt hatte. 

Der Schütze drang demnach um kurz nach 11.30 Uhr Ortszeit in die Grundschule und in den Klassenraum ein und begann zu schießen. Wenige Minuten später waren die ersten Polizisten vor dem Klassenzimmer. Es folgten weitere Beamte. Um kurz nach 12.00 Uhr Ortszeit waren 19 Polizisten im Flur vor dem Klassenraum postiert.

Um die gleiche Zeit begannen nach offiziellen Angaben Schüler aus dem Inneren des Zimmers verzweifelt, den Notruf der Polizei zu wählen. Darunter war eine Schülerin, die mehrmals hintereinander anrief. Mit flüsternder Stimme berichtete sie zuerst von mehreren Toten. In einem anderen Anruf sagte sie wenig später, acht bis neun Schüler seien noch am Leben. Noch immer kam keine Hilfe. 40 Minuten nach dem ersten Anruf flehte das Mädchen, man möge bitte sofort die Polizei schicken.

11-jährige Miah beschmierte sich mit Blut eines toten Mitschülers und stellte sich tot

Die Polizisten vor der Tür warteten auf Verstärkung, wie die Behörde in Texas am Freitag offenbart hatte. Der verantwortliche Beamte sei der Meinung gewesen, dass nach den ersten Schüssen keine Kinder mehr in Gefahr seien. Erst um 12.50 Uhr drangen Einsatzkräfte in den Raum ein - mit einem Schlüssel, den sie vom Hausmeister besorgt hatten - und töteten den Amokläufer. Mehr als 75 Minuten, nachdem dieser drinnen das Feuer eröffnet hatte. In der Zwischenzeit löschte der Angreifer 21 Leben aus. 17 weitere Menschen wurden verletzt.

Die 11-jährige Miah, die die Notrufe aus dem Klassenzimmer abgesetzt hatte, schilderte dem Sender CNN die Szenen in ihrer Klasse. Der Schütze sei in das Zimmer gekommen und habe zu einer Lehrerin "Gute Nacht" gesagt und die Frau erschossen. Er habe dann auf die andere Lehrerin und die Kinder geschossen. Als der Angreifer in den Nachbarraum gegangen sei, habe sie mit einer Freundin das Telefon der getöteten Lehrerin holen können und den Notruf angerufen. Das Mädchen habe sich schließlich mit dem Blut eines toten Klassenkameraden beschmiert, um sich tot zu stellen. 

Das Justizministerium in Washington kündigte am Sonntag eine Untersuchung zum Vorgehen der Polizei an. Der Bürgermeister von Uvalde, Don McLaughlin, habe darum gebeten. Ziel sei es, einen unabhängigen Bericht über das Vorgehen der Strafverfolgungsbehörden an diesem Tag zu erstellen und Lehren daraus zu ziehen für andere Attacken. Der Bericht solle am Ende auch veröffentlicht werden.

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