Leichen von 150 ukrainischen Kämpfern im Azovstal-Werk gefunden

Asow-Kämpfer in Mariupol Mitte Mai 2022
Asow-Kämpfer in Mariupol Mitte Mai 2022 Copyright Dmytro Kozatsky/Copyright 2022 The Associated Press. All rights reserved.
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Von Euronews mit AFP
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Die Kämpfer des Asow-Regiments, die sich im Azovstal-Werk in Mariupol verschanzt hatten, werden in der pro-russischen Region Donezk als Mitglieder einer "terroristischen Organisation" angesehen.

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Das russische Verteidigungsministerium berichtet an diesem Dienstag, dass Militärs im Azovstal-Werk in Mariupol die Leichen von zahlreichen ukrainischen Kämpfern gefunden haben.  "In einem Container mit nicht mehr funktionierender Kühlung wurden 152 Leichen von gefallenen Kämpfern und Soldaten der ukrainischen Streitkräfte gelagert", sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, in Moskau. Er vermutete, die Ukraine habe damit gerechnet, dass der Container in die Luft gesprengt würde.

Der makabre Streit um nicht zurückgeholte Leichen von im Krieg Gefallenen geht damit in einer neue Runde. Bisher hatte vor allem die Ukraine Russland vorgeworfen, die toten Soldaten zurückzulassen oder gar in mitgebrachten mobilen Krematorien zu verbrennen.

Hunderte Kämpfer des Asow-Regiments, die bis zuletzt - bis Mitte Mai 2022 - in den Kellergewölben des Azovstal-Werks in Mariupol Widerstand leisteten, sind inzwischen Kriegsgefangene Russlands und halten sich in der selbsternannten und nur von Moskau anerkannten Republik Donezk auf. 

Wie die Agentur RIA Novosti berichtet, hat der Justizminister von Donezk Jurij Sirowatko angekündigt, dass das Asow-Regiment als "terroristische Organisation" eingestuft wird und dass den Soldaten deshalb die Todesstrafe droht. Für die von den Kämpfern begangenen "Straftaten haben wir die schwerste Strafe: die Todesstrafe", sagte Sirowatko an diesem Montag. 

Alle Kriegsgefangenen halten sich laut dem Donezker Justizminister auf dem Territorium seiner Region auf - darunter seien 2.300 Kämpfer aus dem Azovstal-Werk in Mariupol, die sich am Ende nach Aufforderung Kiews ergeben hatten.

Die ukrainische Regierung hatte gehofft, die Kämpfer von Mariupol gegen russische Kriegsgefangene austauschen zu können.

Das russischsprachige Asow-Bataillon leistete ab 2014 als Freiwilligenbataillon Widerstand gegen die prorussischen Streitkräfte im Donbas. Unter den Kämpfern des Asow-Bataillons  waren offenbar zunächst viele Rechtsextreme. Doch noch 2014 wurde das Regiment in die ukrainische Nationalgarde, also in die Armee, integriert - und Experten gehen davon aus, dass die ultranationalistischen Tendenzen seit Langem überwunden wurden.

Doch das Asow-Regiment benutzt allerdings weiterhin das Emblem der Wolfsangel, das auch von den deutschen Nazis gebraucht wurde und deshalb in Deutschland als nationalsozialistisch verboten ist.

Russlands Propaganda erklärt den Krieg gegen die Ukraine - der in Russland nicht als Krieg bezeichnet werden darf - damit, dass die russischsprachige Bevölkerung im Donbas von der vermeintlich "neonazistischen" Regierung in Kiew befreit werden müsse.

Seit dem Einmarsch der russischen Truppen ist es dem ukrainischen Präsidenten gelungen, die Ukrainerinnen und Ukrainer über alle politischen Grenzen hinweg zu vereinen. Und die Asow-Kämpfer, die bis monatelang in Mariupol gegen die russische Übermacht durchgehalten hatten, gelten in der Ukraine als Helden.

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