9-Euro-Ticket: Was ist an Pfingsten los bei der Deutschen Bahn?

Viel los am Bahnhof Karlsruhe - schon am Freitag
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Von Kirsten RipperEuronews
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An vielen Bahnhöfen und in vielen Zügen - besonders in Städten wie Hamburg und Berlin - herrschte an diesem Samstag einiges Chaos. Wie geht es jetzt mit dem #9EuroTicket weiter?

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Bei der Deutschen Bahn herrscht vielerorts schon vor dem 9-Euro-Ticket Chaos. Aber die günstige Gelegenheit, zu Pfingsten einen preiswerten Ausflug per Zug zu machen, führte in Hamburg, Hannover, Berlin und anderswo ab dem ersten Samstag zu sehr vollen Bahnsteigen und Regionalbahnen. 

Das 9-Euro-Ticket gilt in Deutschland jeweils für die Sommer Monate Juni, Juli und August. Die Regierung kämpft damit nicht nur gegen den Klimawandel, indem die Menschen vom Auto auf die Öffentlichen umsteigen sollen. Gepriesen wird das Projekt auch als Maßnahme gegen die steigende Inflation. Alle so auf Ausflug oder Urlaub in deutschen Landen?

In Norddeutschland durften auf einigen Strecken die Passagiere am ersten Juni-Wochenende wegen des 9-Euro-Ticket keine Fährräder mit in den Zug nehmen. Es war einfach nicht mehr genug Platz.

Dabei waren gar nicht alle nach Sylt unterwegs, wie in den sozialen Medien auch musikalisch angekündigt worden war. Laut Medienberichten waren am Samstag vor Pfingsten aber etwa 80 Punks auf die Insel gereist - dank 9-Euro-Ticket.

"Mit dem 9-Euro-Ticket nach Berlin, ist doch egal, wie lang es dauert."

Viele, die sich ein 9-Euro-Ticket gekauft haben oder kaufen wollen, planen noch ihre erste längere Reise mit den Regionalbahnen. In der Straßenbahn in Darmstadt berichtet ein Studierender: "Im Sommer will ich nach Berlin - mit dem 9-Euro-Ticket. Ist doch egal, wenn es länger dauert." 

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Warten auf die Linie 6 nach Darmstadt - nicht überall ist viel losEuronews

Die meisten Studierenden profitieren von vergünstigten Tarifen für den Öffentlichen Nahverkehr oder haben ein Semesterticket direkt bezahlt mit den Studiengebühren. Und viele junge Leute sind durchaus umweltbewusst. Ein anderer Student aus Darmstadt erklärt, er werde in Zukunft mehr Fahhrad fahren. "Ich habe jetzt mein Auto verkauft, bin aus dem Leasing-Vertrag ausgestiegen, das hat 60 Euro Strafe gekostet, aber ich spare jetzt viel Geld - und bewege mich mehr." 

In ganz Deutschland ist die Nachfrage nach Neuwagen akutell viel größer als das Angebot  - vor allem wegen Problemen mit der Lieferkette fehlen fertige Neuwagen. Die Auto-Industrie setzt auf die Produktion von E-Autos, für die Käuferinnen und Käufer aber mehr Geld ausgeben müssen. Vor allem in ländlichen Regionen bleibt ein Leben ohne Auto zeitraubend.

Einige in der Gruppe der Studierenden in Darmstadt glauben dennoch, das 9-Euro-Ticket werde bleiben und Tempo 130 auf Autobahnen auch in Deutschland kommen - trotz Widerstand der FDP. Nur jugendliches Wunschdenken? 

Wohl etwas ältere Nutzerinnen und Nutzer sind schon nach wenigen Tagen vom engen Köperkontakt in den öffentlichen Verkehrsmitteln mit vielen lauten Telefongesprächen genervt.

Auf Twitter debattiert Userin Muschelschloss mit anderen darüber, wie lange denn die Fahrt mit den 9-Euro-Ticket-Zügen von München nach Hamburg dauert.

Schon auf kurzen Strecken lohnt sich das 9-Euro-Ticket aber auf jeden Fall. Die etwa 18 Kilometer in 12 Minuten von Mannheim nach Heidelberg kosten normalerweise 5,90 Euro für die einfache Fahrt. Von Berlin nach Lindau am Bodensee kostet eine Buchung bei der Deutschen Bahn für den selben Tag 130 Euro und dauert acht Stunden. Mit dem 9-Euro-Ticket ist die Reise 4 Stunden länger.

Ob das mit dem vier oder fünf Mal umsteigen bei den aktuellen Verspätungen dann allerdings so klappt wie geplant, bleibt abzuwarten.

Wer viel in Zügen unterwegs ist, kennt die Unwägbarkeiten der DB. Um pünktlich irgendwo anzukommen, braucht es oft einen Plan B. 

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Auf der Problemstrecke von Frankfurt nach Mannheim kommen viele Züge zu spätEuronews

Auf der Strecke zwischen Mannheim und Frankfurt werden seit Monaten Bauarbeiten durchgeführt. Diese verlangen vor allem viel Geduld von Pendlerinnen und Pendlern. 

Aber nicht nur Regionalbahnen sind von den Problemen betoffen. Am 2. Juni wurden alle Reisenden aus dem TGV von Marseille nach Frankfurt in Karlsruhe aufgefordert, in den ICE nach Hamburg-Altona umzusteigen. Dieser blieb dann noch ein paar Mal mitten auf der Strecke stehen und kam am Ende mit mehr als 40 Minuten Verspätung in der Main-Metropole an. Wer sein Ticket bei der französischen SNCF gekauft hat, bekommt übrigens ohne viel Bürokratie 25 Prozent des Fahrpreises erstattet, wenn der Schnellzug mehr als 30 Minuten zu spät den Zielbahnhof erreicht.

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