Überwachungsvideos gelöscht! Bleibt das Pariser CL-Chaos unaufklärbar?

Gendarmen sicherten noch Tage nach dem Endspiel das Stade de France für die Spurensicherung
Gendarmen sicherten noch Tage nach dem Endspiel das Stade de France für die Spurensicherung Copyright AP Photo/Jean-Francois Badias
Von Euronews mit AFP, AP
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Zu Tage brachte es eine Anhörung des Innenausschusses des französischen Senats: Die Überwachungsvideos des Champions League Finales existieren nicht mehr. Damit fehlt eine wichtige Grundlage für eine weitere Aufklärung der Geschehnisse am Stade de France.

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Auch zwölf Tage nach den chaotischen Zuständen rund um das Champions League Finale im Stade de France bleibt das Thema ein politischer Spielball. Jetzt wurde bekannt, dass alle Überwachungsvideos 7 Tage nach dem Skandal gelöscht wurden.

Der Pariser Polizeipräfekt Didier Lallement sprach von einem offensichtlichen Versagen. Menschen seien angegriffen und das Bild Frankreichs erschüttert worden. Positiv beurteilte der Präfekt, dass es keine Toten oder Schwerverletzten gegeben habe.

Innenminister Gerald Darmanin hatte ursprünglich Fans des FC Liverpool und deren Handel mit gefälschten Tickets für das Chaos haupverantwortlich gemacht und war dann nur teilweise und schwammig zurückgerudert.

Der dem Senat zugeschaltetete Bürgermeister der Metropolregion Liverpool, Steve Rotheram, der selbst am und im Stadion war, sprach erneut von einer Kampagne gegen die Fans des FC Liverpool: "Ich denke, dass Herr Darmanin vielleicht versucht hat, nicht nur die öffentliche Meinung in Frankreich, sondern auch die Medien in der ganzen Welt in die Irre zu führen. In meinem Land weiß ich, dass Politiker die Realität manchmal gerne auf ihre eigene Weise sehen - Aber das entschuldigt auf keinen Fall die französischen Behörden, die eine Kampagne geführt haben, um die Schuld auf jemand anderen zu schieben und einen Sündenbock zu finden."

Klare Aussagen und Zahlen: Mangelware

Der Polizeipräfekt erkannte seine Verantwortung für die Zustände an. Rund um das Endspiel gab es 230 Verletzte und 100 Festnahmen. Die von ihm und Darmanin genannte Zahl von 40.000 Liverpooler Fans am Stadion sei allerdings zu hoch gewesen, sagte Lallement im Senat: "Vielleicht ist die von mir genannte Zahl von 30-40.000 nicht ganz richtig, aber ich habe nie behauptet, dass diese Zahl genau stimmt, sie spiegelt aber perfekt, wie die Situation war."

Lallement sagte, er bedaure den Einsatz von Tränengas, das haupsächlich Fans aus Liverpool in Mitleidenschaft gezogen hatte. Er rechtfertigte aber auch den Gebrauch als alternativlos, um Menschenmassen zurückzudrängen.

Die Affäre köchelt also weiter. Zumal jetzt herauskam, dass eine weitergehende Analyse durch die Auswertung von Videos nicht möglich ist. Alle Aufnahmen wurden nach sieben Tagen gelöscht. 

Die Liverpooler Reaktion auf diese neue Entwicklung: Rotheram twitterte, er sei perplex und frage sich, wie das passieren konnte. Offenbar versäumte die Justiz, rechtzeitig eine Sicherung der Videos zu beantragen. Das bietet Stoff für neue Diskussionen, die nicht zur Glättung der Wogen diesseits und jenseits des Kanals beitragen dürften.

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