Schafft es Macron noch oder gibt es ein politisches Erdbeben in Frankreich?

Emmanuel Macron auf der Waffenmesse am Tag nach der Parlamentswahl in Frankreich
Emmanuel Macron auf der Waffenmesse am Tag nach der Parlamentswahl in Frankreich Copyright Ludovic Marin/AP
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Von Julien PavyEuronews mit AFP, AP
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Nach der ersten Runde der Parlamentswahl in Frankreich hat die Debatte begonnen: Wer unterstützt wen im zweiten Wahlgang? Und kriegt Macron doch noch seine absolute Mehrheit?

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Das Ergebnis der ersten Runde der Parlamentswahlen in Frankreich ist ein ganz knapper Vorsprung für das Regierungslager von Emmanuel Macron - vor dem oppositionellen Linksbündnis NUPES. Es ist nicht sicher, ob der Präsident die absolute Mehrheit der Abgeordneten der Nationalversammlung gewinnen kann. Diese braucht er aber, um Reformen durchzusetzen.

Droht Macron die Mehrheit im Parlament zu verlieren?

Ein Mann in Paris meint: "Es wird etwas kompliziert im Parlament, um zu regieren. Wir werden sehen, wie der zweite Wahlgang ausgeht. Jetzt kommt die Debatte, wer für wen eintritt... ich denke, das kann interessant werden."

Einige sehen - oft mit ein bisschen Schadenfreude - die sogenannte "cohabitation" als Perspektive. Das bedeutet, dass der Präsident einer anderen Partei angehört als die Mehrheit der Parlamentarier. Oft führt das zu politischem Stillstand, denn dann kann das Parlament die Entscheidungen des Präsidenten und seiner Regierung blockieren.

Traditionell sind größere Parteien bei der zweiten Runde im Vorteil

Noch kann Emmanuel Macron hoffen, dass die Kandidatinnen und Kandidaten, die ihn unterstützen, deutlich mehr Wahlkreise gewinnen als die Opposition. Doch die Umfrageinstitute machen eher unsichere Voraussagen. Traditionell sind größere, etablierte Parteien im Vorteil.

Doch Premierministerin Elisabeth Borne steht vor keiner leichten Aufgabe, Macron hatte ihr die Führung des Wahlkampfes übertragen.

Altlinker Jean-Luc Mélenchon triumphiert

Die Rechnung des Altlinken Jean-Luc Mélenchon, der das Linksbündnis NUPES zusammen mit Grünen, Kommunisten und Sozialisten aufgestellt hat, ist aufgegangen.

Bei der Präsidentschaftswahl war der Linkspopulist hinter der rechtsextremen Marine Le Pen knapp auf Platz 3 gelandet. Dank einer intensiven Kampagne in den sozialen Medien ist es dem 70-Jährigen gelungen, viele jüngere Wählerinnen und Wähler zu gewinnen. Sein wahrer Coup aber ist das Bündnis der linken Parteien, die Emmanuel Macron seit seinem ersten Wahlsieg 2017 weitgehend zur Bedeutungslosigkeit verdammt hatte.

Le Pen gibt keine Wahlempfehlung

Die rechtsextreme Marine Le Pen hofft auf 15 Abgeordnete, um eine Fraktion bilden zu können. Dabei hat sie ihrer Partei "Rassemblement National" aufgetragen, keine Empfehlungen für die Wahlkreise auszusprechen, in denen keine eigenen Kandidaten in die zweite Runde kommen. Le Pen kritisiert sowohl die Politik von Emmanuel Macron - der vermeintlich nicht genug für diejenigen tue, die unter der Inflation leiden - als auch die Pläne von Jean-Luc Mélenchon - die Le Pen als Gefahr für die reicheren Französinnen und Franzosen sieht.

Gescheitert ist schon im ersten Wahlgang Le Pens ebenfalls rechtsextremer Gegenspieler Eric Zemmour.

Ob es tatsächlich ein politisches Erdbeben in Frankreich gibt, entscheiden die Wählerinnen und Wähler am kommenden Sonntag.

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