UN-Menschenrechtsrat zu Mariupol: "todbringendste Ort" in der Ukraine

Zerstörung in der Ukraine
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Von Julika Herzog mit dpa, AFP, AP
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Der UN-Menschenrechtsrat befasst sich zur Zeit bei seiner Sitzung in Genf unter anderem mit der Ukraine.

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"Zwischen Februar und Ende April war Mariupol wahrscheinlich der todbringenste Ort in der Ukraine", so beschrieb die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet die Lage in der jetzt von Russland eingenommen ukrainischen Hafenstadt. Der UN-Menschenrechtsrat befasst sich zur Zeit bei seiner Sitzung in Genf unter anderem mit der Ukraine.

"Tatsächliche Zahlt der zivilen Todesopfer um Tausende höher"

"Bis heute kann das UN-Hochkommisariat für Menschenrechte 1.348 zivile Todesopfer direkt bei den Kämpfen in Mariupol bestätigen, darunter 70 Kinder. Diese Todesfälle wurden durch Luftangriffe, Panzer- und Artilleriebeschuss sowie durch Kleinwaffen während der Straßenkämpfe verursacht. Die tatsächliche Zahl der Todesopfer unter der Zivilbevölkerung ist wahrscheinlich um Tausende höher", berichtete Bachelet.

Die Experten der UN, die wegen der Sicherheitslage keinen Zugang zu Mariupol hatten, sprachen mit Menschen, die die Stadt verlassen hatten, und werteten Satellitenbilder aus.

"Viele wurden durch Beschuss getötet, andere verbrannten oder erstickten in Bränden, die nicht gelöscht werden konnten, weil es keine Feuerwehr gab. Da es an Trinkwasser mangelte, mussten die Menschen oft lange und gefährliche Wege zu Brunnen oder offenen Wasserreservoirs auf sich nehmen, um Wasser zu beschaffen. Andere waren gezwungen, Schnee zu schmelzen", fährt die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte fort.

Nach drei Monaten schwerster Kämpfe kontrolliert nun Russland Mariupol.

"Bedingungen in Mariupol weiter katastrophal"

 Laut Bachelet sind die Bedingungen in der Stadt weiter katastrophal. Die Bewohner hätten nur begrenzten Zugang zu medizinischer Versorgung und anderen grundlegenden Dienstleistungen. Die Menschen könnten nicht frei gehen oder zurückkehren. Sie warnte auch, dass die Gräueltaten an der Zivilbevölkerung unauslöschliche Spuren bei kommenden Generationen hinterlassen werden.

Seit dem Auftakt der Sitzung des UN-Menschenrechtsrats in Genf am Montag erörtern die 47 Mitglieder des Rates für die kommenden vier Wochen die Menschenrechtslage in aller Welt.

 Die im Rat vertretenen Länder - zur Zeit auch Deutschland - werden für jeweils drei Jahre von der UN-Vollversammlung gewählt. Der Rat kann Verstöße anprangern und Untersuchungen beschließen. Konkrete Mittel, Menschenrechtsverletzungen abzustellen, hat er nicht.

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