Erdbeben in Afghanistan: Hilfen sollen nicht über die Taliban laufen

Menschen beerdigen die Toten nach dem Erdbeben
Menschen beerdigen die Toten nach dem Erdbeben Copyright Ebrahim Noroozi/Copyright 2022 The Associated Press. All rights reserved.
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Von Euronews
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"Wir werden in den nächsten Tagen weitere Hilfen zur Verfügung stellen, nicht über die Taliban, sondern mit unseren Partnern und Hilfsorganisationen wie UNICEF und WHO", so Annalena Baerbock.

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Nach dem verheerenden Erdbeben in Afghanistan mit mindestens 1.000 Toten werden abgelegene Dörfer mit Militärhubschraubern angeflogen, um dringend benötigte Hilfsgüter zu liefern. Sie haben unter anderem Decken an Bord. Die Temperaturen sind für diese Jahreszeit ungewöhnlich niedrig. In den vergangenen Tagen hat Regen zusätzlich die Lage in der Unglücksregion verschlechtert. 

Viele Dörfer sind nur noch auf dem Luftweg erreichbar, weil Straßen zerstört sind. 

"Die Such- und Rettungsmaßnahmen dauern an, und es ist zu erwarten, dass die Zahl der Opfer in den kommenden Tagen weiter ansteigen wird, ebenso wie die Zahl der betroffenen Gemeinden", sagte der Vize-Vertreter des UN-Generalsekretärs für Afghanistan Ramiz Alakbarov.

Hilfen sollen nicht über die Taliban laufen

Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock kündigte Hilfen an. "Wir planen, die finanziellen Mittel für sie weiter aufzustocken. Und wir werden in den nächsten Tagen weitere Hilfen zur Verfügung stellen, nicht über die Taliban, sondern mit unseren Partnern und Hilfsorganisationen wie UNICEF und WHO, die direkt die Menschen vor Ort erreichen können."

UN-Organisationen und NGOs haben medizinische Ausrüstung, Zelte und Plastikplanen in das Gebiet geschickt, aber der Bedarf sei enorm, weil viele Dörfer praktisch dem Erdboden gleichgemacht wurden.

"Auch wenn andere Krisen zur Zeit stärker in der medialen Aufmerksamjeit stehen: wir haben die Menschen in Afghanistan nicht vergessen und wissen um unsere besondere Verantwortung", so Baerbck weiter.

Das Epizentrum des Bebens mit der Stärke 6 lag in der Provinz Paktika in der Grenzregion zu Pakistan. Neben den mindestans 1.000 Toten wurden schätzungsweise 1.500 Menschen verletzt.

Neue Vereinbarung mit Pakistan soll Ausreisen ermöglichen

Baerbock erwarte außerdem Tausende weitere Ausreisen von schutzbedürftigen Menschen aus Afghanistan. Nach einer neuen Vereinbarung mit Pakistan sollen die zeitnahe Ausreisen zahlreicher weiterer Menschen möglich sein. 

Mit der Abmachung werde Tausenden Menschen, denen Deutschland die Aufnahme versprochen habe, erstmals eine legale Ausreiseroute über Pakistan nach Deutschland eröffnet, sagte die Grünen-Politikerin am Donnerstag in Berlin. An der Umsetzung der Vereinbarung werde mit Hochdruck gearbeitet.

Von den neuen Ausreisemöglichkeiten könnten vor allem jene profitieren, denen die Bundesregierung bereits Einreisezusagen gegeben habe, sagte Baerbock. Von diesen Menschen habe man die Personalien, so dass sie schnell von Pakistan aus nach Deutschland gebracht werden könnten.

In Afghanistan leiden bereits Millionen von Menschen unter zunehmendem Hunger und Armut. Das Gesundheitssystem ist zusammengebrochen, seit die Taliban vor fast 10 Monaten im Zuge des Rückzugs der USA und der NATO die Macht wieder übernommen haben.

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