Tschetschenen-Anführer zu Ukraine-Krieg: "Wenn Putin uns nicht stoppt, ziehen wir bis Berlin"

Tschetschenische und russische Flaggen in Lyssytschansk in der Ukraine
Tschetschenische und russische Flaggen in Lyssytschansk in der Ukraine Copyright AP/RAMZAN KADYROV'S OFFICIAL TELEGRAM
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Von Euronews mit AP, dpa, Twitter
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Nach der Einnahme der Stadt Lyssytschansk in Luhansk im Osten der Ukraine macht der Kadyrow-Vertraute Magomed Daudow - der Parlamentspräsident von Tschetschenien - eine kämpferische Ansage an die Adresse Deutschlands.

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Auf den ersten Bildern, die die Einnahme der ostukrainischen Stadt Lyssytschansk durch russische Truppen zeigten, waren auch tschetschenische Flagen zu sehen. In einem Video auf Telegram hat sich Magomed Daudow - der nach Ramsan Kadyrow als der zweitmächtigste Mann in Tschetschenien gilt - zum Krieg in der Ukraine geäußert. Daudow erklärt darin über die tschetschenischen Kämpfer: "Wenn Wladimir Putin uns nicht stoppt, - Inshallah - ziehen wir bis Berlin. Und wir werden gewinnen, daran gibt es keinen Zweifel." 

Neben der Drohung an die Adresse Deutschlands sagt der Politiker und Militär, die tschetschenischen Einheiten seien in der Ukraine in einem Dschihad, um den Islam zu verteidigen.

Magomed Daudow ist seit 2016 der Parlamentspräsident von Tschetschenien. Aber er ist nicht nur ein Politiker der Putin-Partei "Vereintes Russland", sondern auch der Mann für besondere Aufgaben des tschetschenischen Präsidenten Kadyrow. Der 42-jährige Daudow hat in den beiden Tschetschenien-Kriegen gegen Russland gekämpft, dann aber die Seiten gewechselt.

Zuletzt hatte Tschetscheniens starker Mann Kadyrow - der eigentlich ein enger Verbündeter Putins ist - den russischen Präsidenten wegen des Kriegs in der Ukraine als zu zögerlich kritisiert.

Daudow ist seit 2001 mit Aset Movlayevna verheiratet, das Ehepaar hat 10 Kinder. Zusammen mit Ramsan Kayrow soll Magomed Daudow nach Mekka gereist sein. Laut Medienberichten war er auch an der Verfolgung Homosexueller in Tschetschien beteiligt.

Tschetschenische Einheiten sind seit Beginn des russischen Einmarsches im militärischen Konflikt gegen die Ukraine im Einsatz. Zuvor hatte sich auch Ramsan Kadyrow mehrmals - teilweise vermeintlich aus dem Kriegsgebiet - zur Ukraine zu Wort gemeldet und vor allem ein schnelleres und härteres Durchgreifen gefordert. 

Die ukrainische Journalistin Alona Savchuk ist erzürnt über die Worte von Magomed Daudow, die eine Beleidigung für die muslimische Community darstellten, wie sie schlimmer kaum vorzustellen sei.

Die meisten Muslime in der Ukraine sind die Krimtataren, die seit der Annexion Russlands 2014 im russischen Einflussbereich leben. Viele von ihnen orientieren sich aber eher an der Türkei oder am Westen.

Twitter-User @cosmonaut19 berichtet, dass Magomed Daudov vor der zerstörten Regionalverwaltung in Lyssytschansk ein Interview gibt - und dass der Tschetschene so seine Anwesenheit in der Ukraine bestätigt. Seit dem Rückzug der ukrainischen Truppen aus der Stadt Lyssytschansk werden alle großen Städte der Region Luhansk von Russland kontrolliert.

Die Nachrichtenplattform Nexta macht sich auf Twitter über Magomed Daudow lustig und erklärt, er habe stolz den Titel des "dümmsten Mitglieds der Kadyrow-Garde" bekommen, indem er erklärte, tschetschenische TikToker seien in der Ukraine, um den Islam zu verteidigien.

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