Lawrow bestätigt Pläne: Kreml will ukrainische Regierung stürzen

Russlands Außenminister Sergej Lawrow auf seiner Reise durch Afrika
Russlands Außenminister Sergej Lawrow auf seiner Reise durch Afrika Copyright AP/ Russian Foreign Ministry Press Service
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Von Euronews mit dpa, ap
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Der Kreml verschärft den Ton im Ukrainekrieg: Erklärtes Ziel sei es, das "Regime" in Kiew abzusetzen. Noch im April hatte Lawrow das Gegenteil behauptet.

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Russland hat zum ersten Mal seit Kriegsbeginn zugegeben, die ukrainische Regierung stürzen zu wollen. Man strebe im Nachbarland „auf jeden Fall“ einen „Regimewechsel" an, sagte Außenminister Sergej Lawrow bei einem Besuch in Kairo.

"Wir helfen dem ukrainischen Volk auf jeden Fall, sich von dem absolut volks- und geschichtsfeindlichen Regime zu befreien", so der russische Chefdiplomat. Das russische und ukrainische Volk würden künftig zusammenleben. Noch im April hatte Lawrow erklärt, es gehe Russland nicht um einen Sturz der Kiewer Regierung.

Den Vorwurf des "geschichtsfeindlichen Regimes" schickte Kiew umgehend an den Adressaten zurück. "Nur diejenigen, die die wahre Geschichte nicht kennen und ihre Bedeutung nicht spüren, konnten sich entscheiden, uns anzugreifen", erwiderte Selenskyj in seiner Videoansprache am Abend. Jahrhunderte seien die Ukrainer unterdrückt worden und sie würden ihre Unabhängigkeit niemals aufgeben.

Lawrow in Afrika: Corona-Pandemie Ursache für Lebensmittelkrise

Bei seinem Besuch in Afrika geht es Lawrow auch darum, die afrikanischen Partner mit Blick auf die Nahrungsmittelkrise zu beruhigen. Den Vorwurf des Westens, Moskau sei verantwortlich für die Engpässe, stritt Lawrow in seiner Rede vor Botschaftern der Arabischen Liga ab: "Wären die westlichen Staaten objektiv, dann könnten sie ja einfach die Statistiken des Welternährungsprogramms und der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation lesen. Sie beschreiben, dass die Schwierigkeiten auf dem Lebensmittelmarkt mit der Corona-Pandemie begonnen haben, da durch diese Lieferketten unterbrochen wurden."

Lawrow unterstrich, das Abkommen zur Getreideausfuhr über das Schwarze Meer sei weiter gültig. Russische und türkische Streitkräfte würden sich um die Sicherheit der Transportschiffe kümmern. Zudem versprach er Ägypten, es werde sowohl russische als auch ukrainische Getreidelieferungen weiter in vollem Umfang erhalten. Das Land importiert besonders viel Weizen - rund 80 Prozent davon aus Russland und der Ukraine.

Weiter Unklarheit nach Angriff auf Odessa

Der Getreide-Exportdeal war vergangene Woche nach langem Ringen von Russland und der Ukraine in Istanbul unterzeichnet worden - unter Vermittlung der UNO und der Türkei. Doch kurz darauf griff Russland den Hafen von Odessa an, der für die Getreideausfuhr sehr wichtig ist.

Moskau behauptet, es habe nur militärische Ziele im Visier gehabt und den Vertrag nicht gebrochen. Doch die Ukraine ist besorgt, dass sich der Getreideexport aus Odessa nun erheblich verzögern könnte.

Lawrow ist inzwischen im Kongo angekommen, der zweien Etappe seiner Afrika-Reise. Danach geht es weiter nach Uganda und Äthiopien. Ziel seines Besuchs: Die Verbindungen zu den afrikanischen Staaten stärken und Russland aus der internationalen Isolation herausholen.

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