Das Rätsel von Oleniwka: Wer tötete Dutzende ukrainische Kriegsgefangene?

Das zerstörte Gefängnis in Oleniwka an diesem Freitag. Wer richtete die Verwüstung an?
Das zerstörte Gefängnis in Oleniwka an diesem Freitag. Wer richtete die Verwüstung an? Copyright AP/Copyright 2022 The Associated Press. All rights reserved.
Von Euronews mit dpa, AP
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Gemeinsam mit mehreren weiteren Angehörigen westlicher Botschaften hat die deutsche Dipomatin Anka Feldhusen Odessa besucht. Dort verfolgte sie gemeinsam mit Präsident Wolodymyr Selenskyj die Beladung eines türkischen Frachters mit Getreide. Der Export soll heute oder morgen beginnen.

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Das Verteidigungsministerium in Moskau und prorussische Separatisten in der selbsternannten Volksrepublik Donezk haben dem ukrainischen Militär vorgeworfen, ein Gefängnis in Oleniwka südlich der Großstadt Donezk bombardiert zu haben. 

Durch den Beschuss mit einem US-Mehrfachraketenwerfer vom Týp Himars seien mindestens 53 ukrainische Kriegsgefangene getötet und 75 weitere verletzt worden. Unter den Opfern seien auch Kämpfer der nationalistischen Spezialeinheit Regiment Asow.

Viele von ihnen hatten sich im Zuge der Eroberung der monatelang belagerten Hafenstadt Mariupol im Süden der Ukraine ergeben oder waren dem russischen Militär dort in die Hände gefallen. Medienberichten zufolge sind die Haftbedingungen im Gefängnis Oleniwka unmenschlich. 

Die ukrainische Seite erklärte zu dem Vorwurf, sie habe niemals Kriegsgefangene oder zivile Infrastruktur angegriffen. Russland habe Oleniwka selbst beschossen, um Beweise für Kriegsverbrechen und Folter zu zerstören. Diese "Kriminellen" würden identifiziert und bestraft.

Igor Konaschenkow, Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, äußerte sich in Moskau zu der mutmaßlichen Attacke: "Im Moment legt eine große Anzahl ukrainischer Soldaten freiwillig die Waffen nieder, weil sie um die humane Einstellung gegenüber Kriegsgefangenen auf russischer Seite wissen. Diese eklatante Provokation wurde begangen, um ukrainische Soldaten einzuschüchtern und zu verhindern, dass sie gefangen genommen werden. Die Umstände dieser Provokation werden derzeit untersucht."

Odessa: Getreideverladung hat begonnen

In Begleitung mehrerer westlicher Diplomatinnen und Diplomaten sowie Vertretern der EU und der Vereinten Nationen hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj den Schwarzmeerhafen von Odessa besucht. Als erstes Schiff, das heute oder morgen in Richtung Bosporus auslaufen soll, wurde der türkische Frachter Polarnet beladen.

Mit dem Prozess der Getreideverladung vertraut machten sich unter anderem die US-Botschafterin Bridget Brink, die britische Botschafterin Melinda Simmons, der italienische Botschafter Pier Francesco Zazo, die kanadische Botschafterin Larisa Galadza, die deutsche Botschafterin Anka Feldhusen, der stellvertretende Leiter der EU-Delegation Rémi Duflot und die Koordinatorin des UN-Systems Osnat Lubrani.

Wolodymyr Selenskyj: "Alle sind froh"

Der ukrainische Präsident kündigte den baldigen Beginn der von den UN und der Türkei vermittelten Getreideexporte an: "Das erste Schiff seit Beginn des Krieges wird gerade beladen. Das ist ein türkisches Schiff, hier hinter mir. Das heißt, der Hafen hat den Betrieb aufgenommen. Das Wichtigste für uns ist, dass der Hafen in Betrieb ist, dass die Menschen arbeiten. Alle sind froh, zur Arbeit zu kommen, jeder hat einen Job, und ist froh, dass der Prozess begonnen hat."

In den ukrainischen Kriegsgebieten sind nach Angaben örtlicher Behörden innerhalb von zwei Tagen mehr als ein Dutzend Zivilistinnen und Zivilisten getötet und zahlreiche weitere Menschen verletzt worden. Allein an einer Bushaltestelle in der Hafenstadt Mykolajiw seien fünf Zivilisten getötet und sieben verletzt worden.

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