Setzt Russland verbotene Tretminen aus Sowjet-Beständen ein?

Eine Antipersonenmine im Irak.
Eine Antipersonenmine im Irak. Copyright Vahid Salemi/AP2011
Von Euronews mit dpa, NYTimes
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Völkerrechtlich sind sie verboten. Das Ottawa-Abkommen untersagt den Einsatz, die Produktion, Lagerung und Weitergabe von Antipersonenminen, auch als Tretminen bekannt.

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Völkerrechtlich sind sie verboten. Das Ottawa-Abkommen untersagt den Einsatz, die Produktion, Lagerung und Weitergabe von Antipersonenminen, auch als Tretminen bekannt. 

Diese Landminen können nicht zwischen Soldat und Zivilist unterscheiden oder zwischen Erwachsenen und Kindern. Ihre Sprengkraft reicht nicht aus, um Fahrzeuge in die Luft zu jagen, sie zielen auf die Tötung oder Verletzung von Personen und auf die Demoralisierung des Feindes. 

Russland setzt im Ukraine-Krieg offenbar auch Antipersonenminen ein, um die Bewegungsfreiheit entlang der Verteidigungslinien im Donbas einzuschränken, heißt es im täglichen Lagebericht des britischen Militärgeheimdienstes vom Montag.

Minen des Typs PFM-1 - Schmetterlingsminen - sind hoch umstritten

Moskau wolle mit den Minen mutmaßlich seine Frontlinien in der ukrainischen Donbas-Region verteidigen. Es handle sich um Minen des Typs PFM-1, auch Schmetterlingsmine genannt. Sie seien "zutiefst umstritten" und sowohl für Truppen als auch die lokale Zivilbevölkerung extrem gefährlich.

Im Afghanistan-Krieg hätten solche Minen furchtbare Auswirkungen gehabt, Kinder hätten sie dort für Spielzeuge gehalten. 

Es sei außerdem wahrscheinlich, dass Russland seinen Bestand aus Sowjetzeiten nutze, der über die Jahre marode geworden und damit nun noch unberechenbarer sei, hieß es in der Mitteilung der Briten. Dies stelle ein erhebliches Risiko für Spezialkräfte dar, die die Gebiete entminen.

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine Ende Februar veröffentlicht die britische Regierung regelmäßig Geheimdienstinformationen zu dessen Verlauf. Moskau wirft London eine gezielte Desinformationskampagne vor.

NGOs prangern den russischen Einsatz von Personenminen an

Die US-amerikanische Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hatte bereits im Juni beklagt, dass die russischen Streitkräfte in der Ukraine Landminen einsetzen. Beide Kriegsparteien würden Antifahrzeugminen verwenden, hieß es in einem Bericht der NGO, aber Russland würde auch die verbotenen Antipersonenminen einsetzen. 

MIKE DERER/AP2000
Verschiedene Personenminen. Links (in grün) eine sogenannte "Schmetterlingsmine".MIKE DERER/AP2000

Die Ukraine hat das internationale Abkommen über das Verbot von Antipersonenminen im Dezember 2005 ratifiziert. Russland hat das Ottawa-Abkommen nicht unterzeichnet. Auch die USA gehören zu den Nicht-Unterzeichner-Staaten. Russland gehörte zuletzt zu den wenigen Staaten, die die günstig herzustellenden Tretminen noch produzieren. 

Human Rights Watch hat den Einsatz von Antipersonenminen sowjetischer und russischer Herkunft in mehr als 30 Ländern, darunter auch Libyen, dokumentiert. 

Schmetterlingsminen im Wohngebiet

Lokale Nachrichten und soziale Medien berichteten bereits im Juli, dass Tausende von Miniaturminen des Typs PFM-1 "Schmetterling" in der Nacht zum 27. Juli auf ein bebautes Gebiet im russisch besetzten Donezk "niedergeregnet" waren. Ein Twitter-Video zeigt Autofahrer, die eine Straße entlangfahren, die zu einem Minenfeld geworden war, Minen explodieren unter ihren Reifen. In anderen Videos sind verängstigte Fußgänger zu sehen, die auf dem Bürgersteig den explosiven Gefahren ausweichen. 

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