China, Taiwan, USA - schwierige Beziehungen in 10 Schlüsseldaten

10 Daten, um die Geschichte Taiwans zu verstehen.
10 Daten, um die Geschichte Taiwans zu verstehen. Copyright AP Foto Archiv
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Von Oceane Duboust mit afp
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Ein Blick auf die jüngste Geschichte der "Volksrepublik China" und der "Republik China" anhand von zehn Schlüsseldaten macht die Entwicklung der komplizierten Beziehung deutlich.

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Die Asienreise von Nancy Pelosi in der vergangenen Woche stand unter Hochspannung. Noch bevor bekannt wurde, dass die Sprecherin des US-Repräsentantenhauses Taiwan besuchen wollte, kamen Warnungen aus Peking. 

Säbelrasseln im Chinesischen Meer

Seitdem hält die Volksrepublik ein massives Militärmanöver ab. Und Taiwan hat ebenfalls mit Übungen zur Abwehr eines möglichen Angriffs begonnen. 

Ein Blick auf die jüngste Geschichte der "Volksrepublik China" und der "Republik China" anhand von zehn  Schlüsseldaten macht die Entwicklung der komplizierten Beziehung deutlich. 

1949

In China stehen sich nach dem Sturz des chinesischen Kaiserreichs und der Qing-Dynastie (1911) zwei revolutionäre Parteien gegenüber: die Nationalisten unter Chiang Kai-shek und die Kommunisten unter der Führung von Mao Zedong. Am 1. Oktober 1949 ruft Mao Zedong auf dem Tiananmen-Platz in Peking die "Volksrepublik China" aus. Die sozialistische Phase unter Mao Zedong (1949-1976) beginnt.

Die Nationalisten der GMD-Regierung fliehen auf die Insel Taiwan, wo die "Republik China" fortlebt. Jegliche Verbindung zwischen der Insel und dem kommunistischen China werden verboten. 

Spencer Mosa/AP1950
Chiang Kai-shek (am Rednerpult), der am 1. März 1950 die Präsidentschaft Nationalisten zurückerlangt hat, hält am nächsten Tag in Taipeh eine Rede.Spencer Mosa/AP1950

1950-1953

Während des Koreakriegs positioniert sich Taiwan als Verbündeter Washingtons, das eine kommunistische Ausbreitung in Asien befürchtet.

1971

Am 5. Oktober 1971 wird Peking der Sitz Chinas bei den Vereinten Nationen zugewiesen. Da die beiden Staaten sich gegenseitig die Anerkennung verweigern, führt das zum Ausschluss Taiwans aus der Organisation. 

Aus diesem Grund ist Taiwan "kein Unterzeichner der wichtigsten internationalen Verträge nach 1971", wie die Website Geoconfluences hervorhebt. Eine Verbannung, die nicht ohne Folgen bleibt, sei es während der SARS-Epidemie Anfang 2003 oder der Covid-19-Pandemie. 

1979

Washington bricht die diplomatischen Beziehungen zu Taipeh ab, um die Volksrepublik China anzuerkennen. Der US-Kongress erzwingt jedoch im Rahmen des "Taiwan Relations Act" die Lieferung von Waffen an Taiwan zur Selbstverteidigung.

Seitdem verfolgen die USA gegenüber Taipeh eine Politik der sogenannten "strategische Ambiguität", indem sie sich nicht dazu äußern, ob sie im Falle einer Invasion militärisch zur Verteidigung Taiwans eingreifen würden oder nicht. Washington bleibt jedoch der mächtigste Verbündete der Insel und ihr größter Lieferant von Militärgütern.

Da die Insel unter der ständigen Bedrohung einer chinesischen Invasion lebt, gibt Taiwan ein Rekordbudget für sein Militär aus, das laut Capital für das Jahr 2022 14,2 Milliarden Euro betragen soll, was 2% des BIP des Landes entspricht.

1991

Taipeh hebt die Bestimmungen auf, mit denen der Kriegszustand mit China eingeführt wurde. Doch 1995 setzt Peking die Verhandlungen über eine Normalisierung aus, um gegen eine Reise von Präsident Lee Teng-hui in die USA zu protestieren. 

1996 feuert China kurz vor den ersten allgemeinen Präsidentschaftswahlen in Taiwan am 23. März Raketen in der Nähe der taiwanischen Küste ab.

Nick Ut/AP
Der Präsident von Taiwan, Lee Teng-hui, am 7. Juni 1995 in Kalifornien in Begleitung von Mitarbeitern des US-Außenministeriums.Nick Ut/AP

2005

Peking verabschiedet ein Anti-Sezessionsgesetz, das "nicht friedliche" Mittel vorsieht, wenn Taiwan die Unabhängigkeit erklärt. Weltweit erkennen nur 14 Länder Taiwan an.

Viele Staaten unterhalten jedoch inoffizielle Beziehungen und Taipeh setzt auf seine sich entwickelnde Soft Power, um international zu strahlen. (Dazu zählen demokratische Fortschritte, Kultur oder zuletzt der Umgang mit der Covid-19-Pandemie.) 

"Taiwan hat die Unterscheidung zwischen offiziellen und inoffiziellen Beziehungen zu vielen Ländern, einschließlich der meisten Demokratien, effektiv verwischt und erhält in der Praxis die meisten Vorteile, die man aus diplomatischen Beziehungen ziehen kann", sagte Timothy S. Rich, Taiwan-Experte an der Western Kentucky University, gegenüber der französischen Zeitung La Croix

2015

Die Präsidenten Chinas und Taiwans treffen sich in Singapur - das erste Mal seit 1949. Es kommt zu einem historischen Handschlag zwischen Xi Jinping und Ma Ying-jeou.

Im darauffolgenden Jahr wird Tsai Ing-wen als erste Frau zur Präsidentin Taiwans gewählt. Sie ist Mitglied der Progressiven Demokratischen Partei und strebt die Unabhängigkeit Taiwans an.

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2017

US-Präsident Donald Trump genehmigt einen großen Waffenverkauf an Taiwan. Ein Jahr später verabschieden die USA ein Gesetz, das die Beziehungen zu Taiwan stärkt.

2019

Xi Jinping bekräftigt, dass er nicht auf Gewalt verzichten werde, um Taiwan zurückzugewinnen, und warnt Washington nach einem weiteren Waffenverkauf an Taiwan davor, "nicht mit dem Feuer zu spielen". Mehrere Waffenverträge folgen.

2020

Tsai Ing-wen wird erneut zur Präsidentin Taiwans gewählt. Anfang Oktober fordert Xi Jinping das Militär auf, "sich auf den Krieg vorzubereiten" und verstärkt die Luftangriffe auf taiwanesisches Territorium.

Chiang Ying-ying2020 The AP
Die taiwanesische Präsidentin Tsai Ing-wen feiert am 11. Januar 2020 ihren Sieg mit Anhängern in Taipei, Taiwan.Chiang Ying-ying2020 The AP

Heute

Joe Biden erklärte Ende 2021 zwar, dass die USA bereit seien, Taiwan im Falle eines chinesischen Angriffs militärisch zu verteidigen, das Weiße Haus betont jedoch, dass seine Taiwan-Politik der "strategischen Ambiguität", unverändert bleibe. 

Vor einigen Tagen hat der chinesische Präsident Xi Jinping seinen amerikanischen Amtskollegen erneut davor gewarnt, in Bezug auf Taiwan mit dem Feuer zu spielen. Peking hatte zuvor mit "Konsequenzen" gedroht, sollte die Chefin der US-Abgeordneten Nancy Pelosi ihren Besuch in Taiwan durchziehen. 

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Das aktuellen Militärmanöver der Volksrepublik Taiwans, das Säbelrasseln im Chinesischen Meer, sind die Folgen.

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