Polio im Abwasser: London will 1 Million Kinder boostern lassen

Schluckimpung in Karachi (Mai 2022)
Schluckimpung in Karachi (Mai 2022) Copyright AP Photo/Fareed Khan, file
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Von Euronews mit AFP/DPA
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Allen Kindern zwischen einem und neun Jahren soll zusätzlich zu der bereits verabreichten Anfangsdosis ein Booster angeboten werden.

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Eine eigentlich ausgerottete Kinderkrankheit bereitet den Gesundheitsbehörden in New York und London Kopfzerbrechen.

Nachdem das Virus in den Abwässern der britischen Hauptstadt entdeckt wurde, sollen alle in London lebenden Kinder zwischen einem und neun Jahren eine Auffrischung des Polio-Impfstoffs angeboten werden, wie die Regierung am vergangenen Mittwoch ankündigte.

Über das Abwasser verbreitet

Bereits im Juni war bekannt geworden, dass in einer Kläranlage im Nordosten Londons Spuren des Erregers nachgewiesen wurden, die nicht von der "Wildform", sondern Impfviren abstammten.

Die Schluckimpfung gegen Polio schützt vollständig Geimpfte vor einer Infektion, kann aber über mit Impfviren kontaminierte Fäkalien im Abwasser zu Ansteckungen bei anderen Menschen führen. 

Die dabei auftretende Virusvariante ist zwar schwächer als das Polio-Wildvirus, kann aber bei Ungeimpften immer noch schwere Krankheiten und Lähmungen verursachen. Betroffen sind vor allem kleine Kinder.

"Bei niemandem wurde das Virus diagnostiziert und das Risiko für die Bevölkerung ist gering", betonte der Gesundheitsminister Steve Barclay in einer Erklärung. Er kündigte jedoch an, dass allen Kindern zwischen einem und neun Jahren zusätzlich zu der bereits verabreichten Anfangsdosis ein Booster angeboten werden soll.

Polioviren auch im New Yorker Abwassersystem

In den USA wurde im Juli im Bundesstaat New York der erste Poliofall seit fast einem Jahrzehnt verzeichnet. Dort befürchtet die Gesundheitsbehörde die Ausbreitung der in den USA als ausgerottet geltenden Kinderlähmung in der Millionenmetropole. 

Die Gesundheitsbehörden der Stadt und des Bundesstaats New York teilten am Freitag mit, dass Polioviren im Abwassersystem festgestellt worden seien. Der Chef der städtischen Gesundheitsbehörde, Ashwin Vasan, appellierte an die New Yorker, sich impfen zu lassen: "Das Risiko für die New Yorker ist real, aber der Schutz ist so einfach - lassen Sie sich gegen Polio impfen." 

In der Metropole seien 14 Prozent der Kinder im Alter zwischen sechs Monaten und fünf Jahren nicht vollständig gegen Polio geimpft.

14 % der Kinder zwischen 6 Monaten und 5 Jahren nicht vollständig geimpft

Der im Juli registrierte erste Poliofall seit Jahren betraf eine ungeimpfte Person. Eine erste Sequenzierung deutete damals nach Angaben der örtlichen Gesundheitsbehörde darauf hin, dass die Übertragung von einem Menschen ausgegangen sei, der mit dem oralen Polioimpfstoff geimpft worden war, der abgeschwächte Lebendviren enthält. 

Dieser ist in den USA nicht mehr zugelassen. Daher stammte das Virus möglicherweise von einem Ort außerhalb des Landes.

Die britische Gesundheitsbehörde erklärte, sie arbeite "eng" mit den Behörden in New York, aber auch in Israel zusammen, um mögliche Verbindungen zwischen den "jüngsten Vorfällen" zu untersuchen.

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