Wegen Rassismus-Vorwürfen: Ravensburger nimmt Winnetou-Kinderbuch vom Markt

Der Kinderfilm "Der junge Häupling Winnetou" und das dazugehörige Kinderbuch haben eine Rassismusdebatte ausglöst
Der Kinderfilm "Der junge Häupling Winnetou" und das dazugehörige Kinderbuch haben eine Rassismusdebatte ausglöst Copyright Verleih Leonine Distribution
Von Euronews mit dpa
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Nach Vorwürfen in den sozialen Medien, die Geschichte sei rassistisch, hat Ravensburger das Buch vom Markt genommen. Kritiker sprechen von "Zensur" und "woker Hysterie".

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Winnetou ist zurück auf der Leinwand – und sorgt für hitzige Diskussionen. Kritische Stimmen sagen, der deutsche Kinderfilm "Der junge Häuptling Winnetou" bediene das rassistische Zerrbild vom "edlen Wilden".

Perücken und rote Schminke: Kulturellen Aneignung?

Dunkle Langhaarperücken und rötliches Makeup für weiße Darsteller – einige sehen darin kulturelle Aneignung. Der Karl-May-Stoff schüre alte Vorurteile, so der Vorwurf.

"Wie kann es sein, dass ein Film, der schon in seinem Drehbuch kolonialistische und rassistische Stereotypen transportiert, mit Bundes- und Landesmitteln in Millionenhöhe gefördert wird?", fragt sich Daniel Kothenschulte von der Frankfurter Rundschau. ¨

Viel Kritik gab es auch an den beiden Kinderbüchern zum Film. Der Ravensburger-Verlag hat sie deshalb zurückgezogen – mit folgender Begründung: „Angesichts der geschichtlichen Wirklichkeit, der Unterdrückung der indigenen Bevölkerung, wird hier ein romantisierendes Bild mit vielen Klischees gezeichnet. (…) Vor diesem Hintergrund wollen wir als Verlag keine verharmlosenden Klischees wiederholen und verbreiten.“

"Hysterischer Woke-Wahnsinn"

Der Verein der Native Americans in Deutschland begrüßt den Schritt. Kritische Kommentare im Netz halten das Ganze für übertrieben, sprechen von „Zensur“ und dem „Einknicken vor dem hysterischen Woke-Wahnsinn“. 

Ethnologin hält Buch für unbedenklich

Auch Susanne Schröter, Ethnologin an der Goethe-Universität Frankfurt, hält das Winnetou-Buch für unbedenklich: "Ich habe nichts dagegen, dass in der Kinder- und Jugendliteratur auch unrealistische, fantastische Geschichten erzählt werden. In diesem Fall handelt es sich ja genau um sowas: Um eine glorifizierte, geschönte Version des Lebens der indigenen Bevölkerung Nordamerikas."

Auch prominente Stimmen haben sich in die Debatte eingeschaltet. So auch Ex-Vizekanzler Sigmar Gabriel:

Gabriels Tweet hat seinerseits wieder Kritik auf sich gezogen, etwa von der grünen Bundestagsabgeordneten Canan Bayram.

Aus den Kinos wird der Kinderfilm nicht verbannt. Doch auch bei der Jury stieß die Karl-May-Adaption auf geteiltes Echo. Sie verlieh zwar das Prädikat besonders wertvoll, einige Mitglieder nannten den Film aber „kitschig und rückwärtsgewandt“ und „in unserer Zeit nicht mehr zulässig“.

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