Mysteriöses Video: Was will Tschetscheniens Präsident Kadyrow von Putin?

Tschetscheniens Präsident Ramsan Kadyrow hat ein mysteriôses Video gepostet
Tschetscheniens Präsident Ramsan Kadyrow hat ein mysteriôses Video gepostet Copyright AP/Copyright 2022 The Associated Press. All rights reserved
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Von Euronews mit FT, Radio Free Europe
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Tschetscheniens Machthaber Ramsan Kadyrow spricht in einem Telegram-Video von einer "langen Pause", bevor er rausgeworfen werde. Einige meinen, es sei eine Botschaft an Putin.

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Auf seinem Telegram-Kanal hat Ramsan Kadyrow ein Video gepostet, das heftige Spekulationen ausgelöst hat. Der Präsident der russischen Teilrepublik Tschetschenien erklärt darauf lachend, er sei alt und habe "für unbestimmte Zeit und lange" eine Pause oder Ferien von seinem Amt verdient. "Ich habe gemerkt, dass ich schon sehr lange auf meinem Posten sitze. Ich denke, meine Zeit ist gekommen, bevor sie mich rauswerfen".

"Tritt er zurück???"

Der 45-jährige Kadyrow - Mitglied der Putin-Partei Einiges Russland und vehementer Befürworter des Kriegs gegen die Ukraine - ist schon seit 2007 in Grosny an der Macht und steht Tschetschenien länger vor als all seine Amtskollegen der anderen Regionen. Im März war Kadyrow seinem eigenen Telegram-Video zufolge auch selbst im Kriegsgebiet in der Ukraine. Kämpfer aus Tschetschenien sind an vorderster Front im Einsatz.

Dazu scheinen Rücktrittsabsichten nicht so recht zu passen.

"Tritt er zurück???" Das fragt Max Seddon, der Büroleiter der Financial Times in Moskau. Der Russland-Experte schreibt auf Twitter von einem "seltsamen Video". 

Max Seddon macht sich auch über Kadyrow lustig, weil der Politiker in dem Video - wie schon in anderen Reden zuvor - immer wieder das Wort "don" einflicht. 

Auf Tschetschenisch ist "don" eine Art Füllwort - wie der Autor von “Beginner’s Chechen” John Lechner erklärt -, das Kadyrow aber besonders häufig benutzt. Deshalb schreibt Seddon von eine hohen Rate von "Dons pro Minute".

"Kadyrow hat so etwas schon in der Vergangenheit gesagt"

In Radio Free Europe/Radio Liberty äußert sich Kaukasus-Experte Ivan Klyszcz skeptisch, er meint nicht, dass Kadyrow wirklich zurücktreten wird. In der Vergangenheit habe der tschetschenische Machthaber schon Ähnliches erklärt. Klyszcz geht davon aus, dass Kadyrow "etwas von Putin will, zumindest eine öffentliche Unterstützung".

 Ähnlich sieht es auch der Analyst Alex Kokcharov. Er schreibt auf Twitter, Kadyrows Video klinge, als wolle er mehr Geld vom Kreml, weil Moskau ihn damit überzeugen solle, im Amt zu bleiben.

Einige Medien bezeichnen Kadyrow als "Putins Bluthund". Tschetschenische Truppen sind für ihre Brutalität bekannt. 

Laut internationaler Berichte wird die LGBTQ Community in Tschetschenien systematisch verfolgt - für die Regierenden in Grosny entsprechen homo- oder bi-sexuelle Männer nicht ihrer Vorstellung von tschetschenischer Männlichkeit.

Putin und Kadyrow haben sich laut Medienberichten zuletzt Anfang August in Sotschi getroffen.

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