Energiekrise in Europa: AKW-Verlängerung und gegenseitige Hilfe

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Von Julika Herzog mit AP, dpa
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Deutschland plant AKW-Verlängerung und Frankreich setzt auf gegenseitige Hilfe mit Deutschland.

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Auch in Frankreich gilt: Je mehr der Aufruf zum Energiesparen von der Bevölkerung, Kommunen und Unternehmen befolgt werde, desto weniger drohten Engpässe und Zwangsmaßnahmen bei der Energieversorgung in diesem Winter, so die französische Regierung

Frankreich setzt für Winter auf Hochfahren von AKW und europäische Solidarität

Frankreich setzt zur Bewältigung der Energiekrise im Winter auf das Wiederanlaufen vieler der im Moment abgeschalteten Atomkraftwerke. Außerdem solle der bereits umfangreiche Austausch von Strom und Gas mit Deutschland und Spanien ausgebaut werden.

Nach dem Energiesparplan soll der Verbrauch in Frankreich um zehn Prozent sinken. Präsident Emmanuel Macron setzt auf Freiwilligkeit, Rationierungspläne werden nur für alle Fälle vorbereitet:

"Wenn wir uns alle gemeinsam sparsamer verhalten und überall Energie einsparen, dann wird es keine Rationierungen und Stromausfälle geben. Wenn ein sehr kalter Winter kommt, in dem die europäische Solidarität gefragt ist, wollen wir unseren Energieverbrauch, um etwa zehn Prozent senken können."

Gegenseitige Hilfe: Gas aus Frankreich, Strom aus Deutschland

Macron kündigte auch Gaslieferung nach Deutschland an, im Austausch gegen Strom - kurz nach dem russischen Lieferstopp durch die Ostseepipeline Nord Stream 1.

Die beiden Länder haben sich in der Energiekrise gegenseitige Solidarität zugesichtert. Frankreich werde in den nächsten Wochen die notwendigen Gasverbindungen fertigstellen, um Deutschland Gas zu liefern, wenn es benötigt werde, so Macron. In gleicher Weise habe sich Deutschland in Bezug auf Stromlieferungen verpflichtet.

Mehr als die Hälfte der 56 französischen Atomkraftwerke sind derzeit wegen Instandsetzungsarbeiten sowie nach dem Auftreten von Rissen außer Betrieb. Dadurch ist Frankreichs Energieversorgung deutlich mehr in Schwierigkeiten geraten als durch ausbleibende russische Gaslieferungen, die im Energiemix keinen so großen Anteil haben.

Deutschland schickt will zwei AKW in Reserve

Deutschland, das von allen EU-Ländern am stärksten vom russischen Gas abhängig ist, hat unterdessen angekündigt, in einer politischen Kehrtwende zwei Atomkraftwerke über das Jahresende hinaus für einen zeitweisen Weiterbetrieb im Notfall in Reserve zu halten.

Im Fall von Stromengpässen will Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck zwei der drei verbliebenen deutschen Atomkraftwerke noch bis April nutzen können. Dafür möchte der Grünen-Politiker Isar 2 in Bayern und Neckarwestheim in Baden-Württemberg bis Mitte April 2023 in einer Reserve bereithalten. Im Zuge des Atomausstiegs hätten zum Jahresende eigentlich alle deutschen Atomkraftwerke endgültig abgeschaltet werden sollen - wegen der von Russland ausgelösten Energiekrise bringt Habeck nun eine mögliche kurze Verlängerung ins Spiel.

Dabei berief sich der Minister auf den zweiten Stromnetz-Stresstest, dessen Resultate er am Montag in Berlin vorstellte. Dieser komme zu dem Ergebnis, "dass stundenweise krisenhafte Situationen im Stromsystem im Winter 22/23 zwar sehr unwahrscheinlich sind, aktuell aber nicht vollständig ausgeschlossen werden können", hieß es in einer Mitteilung seines Ministeriums.

"Deswegen ist die für mich richtige Konsequenz aus dem Stresstest, dass wir uns diese Option erhalten und nach dem Ende der regulären Laufzeit der Atomkraftwerke, die beiden süddeutschen Atomkraftwerke in eine Reserve überführen, so dass sie wieder genutzt werden könnten oder weiter genutzt werden können, wenn die Situation es gebietet und wir uns dieser Option nicht entledigen", so Habeck.

Von der Leyen: Putin benutzt Energie als Waffe und wird scheitern

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat Russlands Präsidenten Wladimir Putin abermals eine Manipulation der Energiemärkte vorgeworfen. Die Kommission arbeite an Vorschlägen, um gefährdete Haushalte und Unternehmen bei der Bewältigung der hohen Energiepreise zu unterstützen. Außerdem soll ein Preisdeckel für Gaslieferungen über Pipelines aus Russland kommen.

"Putin benutzt Energie als eine Waffe, indem er Lieferungen reduziert und unsere Energiemärkte manipuliert", schrieb von der Leyen am Montag über den russischen Präsidenten auf Twitter. "Er wird scheitern."

Konkret nannte von der Leyen Maßnahmen, um den Stromverbrauch zu verringern sowie einen Preisdeckel für Gaslieferungen über Pipelines aus Russland. Gleichzeitig werden Stromerzeuger bei Liquiditätsproblemen unterstützt.

Während Europa Russlands Krieg in der Ukraine für die Energiekrise verantwortlich macht, weist der Kreml alle Schuld von sich: Westliche Sanktionen und deswegen fehlende Teile für Wartungsarbeiten seien der einzige Grund für den Stopp der Gaslieferungen.

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