Katars musikalisches Erbe umfasst Einflüsse aus der ganzen Welt

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Von Miranda Atty, Aadel Haleem
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Es ist bekannt, dass Katar sich auf die Ausrichtung der Fußballweltmeisterschaft 2022 vorbereitet, aber wussten Sie auch, dass sein reiches musikalisches Erbe Einflüsse aus der ganzen Welt aufnimmt? Die Verschmelzung traditioneller arabischer Musik mit Einflüssen von außen führt zu neuen Klängen.

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In dieser Qatar 365-Folge dreht sich alles um traditionelle Musik: Vom Qatar Philharmonic Orchestra bis hin zu traditionellen einheimischen Liedern schauen wir uns an, wie klassische, traditionelle und Volksmusik miteinander verschmelzen und die Musikkultur Katars bereichern. Moderatorin Miranda Atty lässt sich von Musikern des Philharmonischen Orchesters von Katar erklären, wie sich arabische und westliche Sinfoniemusik miteinander verbinden lassen. Im Interview erklärt Musiker, Komponist und Sänger Nasser al Jassim, wie er mit traditionellen Volksliedern ein größeres Publikum begeistert. Und Reporter Aadel Haleem geht der Frage nach, wie die musikalische Tradition in Katar gepflegt wird, um sie für nachfolgende Generationen lebendig zu halten.

In Sachen Musik kann Katar auf ein reiches Erbe an Melodien zurückgreifen. Vom Qatar Philharmonic Orchestra bis hin zu traditionellen katarischen Liedern: klassische, traditionelle und Volksmusik verschmelzen miteinander und bereichern die Musikkultur Katars. 

Das Qatar Philharmonic Orchestra besteht aus mehr als 100 Musikern aus der ganzen Welt. Es wurde 2007 gegründet und hat sich zum Ziel gesetzt, Erwachsene und Kinder in der Region zu inspirieren: Regelmäßig werden in Katars Oper eine Mischung aus arabischen und westlichen Sinfonien aufgeführt.

Die Musiker haben einen intensiven Zeitplan. Sie üben nicht nur fünf Tage in der Woche, sondern geben in der Hochsaison in der Regel auch jedes Wochenende ein Konzert. Der junge deutsche Gastdirigent, David Niemann, etabliert sich schnell als einer der begabtesten Dirigenten seiner Generation: Er schwärmt:

"Es gibt arabische Musiker, europäische, aus dem Fernen Osten, wirklich von fast überall aus der Welt. Es ist ein vielseitiger, interessanter Mix von Kulturen, es ist ein Vergnügen, mit ihnen zu arbeiten."

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David Niemann, Gastdirigent beim Qatar Philharmonic Orchestraeuronews

Die Arbeit des QPO ist insofern einzigartig, als es über die reine Aufführung hinausgeht, wie der in Österreich geborene QPO-Klarinettist Rony Moser erklärt:

"Das war für mich sehr interessant - nicht nur im Ausland zu leben, sondern Teil eines neuen kulturellen Projekts zu sein. Und als wir Ende August 2008 hierherkamen, war es ein bunter Haufen, mehr als 30 verschiedene Nationen im Orchester. Natürlich hatte jeder ein gewisses Maß an Erfahrung, aber wir haben zusammen neu angefangen."

Aber es sind nicht nur etablierte Künstler, die ihre Fähigkeiten in den Bereichen Streicher, Holzbläser und Schlagzeug verfeinern. An der Qatar Music Academy gibt es sehr vielversprechende junge Musiker, die sich zum Ziel gesetzt haben, die nächste Generation von klassischen Musikern zu werden, darunter die 10-jährige Sze Han Law:

"Ich spiele Geige und Klavier: Geige, seit ich fünf, Keyboard seit ich vier und Klavier, seit ich fünf Jahre alt bin. Ich möchte eine Solistin werden und jüngere Generationen für klassische Musik begeistern."

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Sze Han Law, Schülerin an der Qatar Music Academyeuronews

Neben den Dozenten für westliche klassische Instrumente - von denen viele zum QPO gehören - liegt ein Schwerpunkt auf dem Unterricht für arabische Schlag- und Streichinstrumente. Ahmed Al Jaidah lernt die Oud, eine traditionelle Kurzhalslaute:

"Mein Lehrer, Herr Ahmed, hat mir beigebracht, wie man die Oud spielt und was einen erfolgreichen Schüler ausmacht. Er treibt mich an, lobt mich und meint, dass ich noch besser werden kann. Er gibt mir immer schwierigere Stücke, damit ich vorankomme."

Zlatan Fazlic ist der Direktor der Qatar Music Academy, er erklärt:

"Wir haben eigens in Auftrag gegebene Musikstücke, die von einheimischen Komponisten geschaffen wurden, und unsere beiden führenden Ensembles spielen arrangierte Musik für westliche und arabische Instrumente. Wir sind sehr stolz darauf, diese Verschmelzung von Ost und West anbieten zu können."

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Traditionelle arabische verschmilzt mit westlicher Musik beim QPOeuronews

Nasser Sahim Al Jassim ist ein vielseitiger Musiker, Komponist und Sänger sowie stellvertretender Exekutivdirektor des QPO. Sein neuestes Projekt ist eine persönliche Mission, um traditionelle katarische Volkslieder einem breiteren Publikum zugänglich zu machen:

"Das Projekt geht auf meinen Großvater zurück, der sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts um die Entwicklung der Musik in Katar verdient gemacht hat. Er übertrug die Aufgabe meinem Onkel, der in den Sechziger Jahren daran arbeitete, die Musik und Lieder weiterzuentwickeln. Er hat es an mich weitergegeben. Ich nehme das sehr ernst und heute entwickle ich die Musik Katars in eine andere Richtung."

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Nasser Sahim al Jassim, Musiker und Komponisteuronews

Die Musik Katars kann auf eine reiche Tradition zurückgreifen. Doch die Herausforderung bei jeder Form von Volksmusik besteht darin, sie über die Generationen hinweg am Leben zu erhalten. In den Katara Studios traf euronews die einheimische Sängerin Anwar, die Volksmusik aus der Region singt, einen Musikstil, der "Samri" genannt wird, ihren Auftritten aber einen modernen Touch verleiht:

"Wir Künstler bringen Lieder der alten Generation, damit sie nicht aussterben und verschwinden. Diese alten Lieder können auf unsere Vorfahren zurückgeführt werden, wir singen sie in einer modernen Form, denn es sind wirklich schöne Lieder."

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Anwar verleiht traditionellen Volksliedern einen modernen Toucheuronews

In den vergangenen drei Jahren arbeitete Komponist Faisal Al Tamimi an einem Projekt, das die Volksmusik des Landes einem weltweiten Publikum näher bringen sollte. Bei der kürzlich weltweit übertragenen Auslosung der Fußballweltmeisterschaft konnte er seine Leidenschaft für die Mischung von Musik der Golfregion mit elektronischen und Jazz-Klängen zeigen:

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"Musik ist eine universelle Sprache - ich habe katarische, amerikanische und japanische Musik vermischt, alles in einer Sprache, die jeder Mensch versteht und Menschen verstehen und mit der sie sich verständigen können. Manche Leute sind vielleicht der Meinung, dass die Einführung elektronischer Musik die Identität Katars schwächen wird. Das kann ich kategorisch verneinen - beide Musikrichtungen ergänzen sich gegenseitig. Musik verbindet die Menschen, auch wenn sie meilenweit voneinander entfernt sind."

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Faisal Al Tamimi, Komponist aus Katareuronews

Al Tamimi ist davon überzeugt, dass das Vermächtnis von Katar 2022 weit über das Thema Fußball hinausgehen wird,

"Für uns Musiker ist die Weltmeisterschaft die beste Gelegenheit, allen zu zeigen, dass wir ein Land mit Zivilisation und Geschichte sind. Die beste Art, unsere Kultur zu präsentieren, ist unsere traditionelle Kunst, denn sie erzählt unsere Geschichte von Anfang an. Die Welt soll wissen, dass unsere kleine Nation, die vorher niemand kannte, jetzt bekannt ist und ein reiches soziales und kulturelles Leben führt - was eng mit der Musik verbunden ist."

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