Hat Putin den Krieg schon verloren? Wie die Ukrainer die Russen ausgetrickst haben

Ukrainische Truppen in der Region Charkiw - ARCHIV
Ukrainische Truppen in der Region Charkiw - ARCHIV Copyright Evgeniy Maloletka/Copyright 2022 The Associated Press. All rights reserved
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Von Euronews mit GUARDIAN, AP
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Die Rückeroberung der Armee der Ukraine bei Charkiw ist vor allem durch geschickte Propaganda erreicht worden, berichtet der GUARDIAN. Und der ultranationalistische russische Blogger Igor Girkin hält den Krieg für Russland schon für verloren.

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Die Rückeroberung zahlreicher Ortschaften in der Region Charkiw durch die Armee der Ukraine ist vor allem durch einen taktischen Trick zustande gekommen. Das erklärt die britische Zeitung THE GUARDIAN

Dabei beruft sie sich auf den ehemaligen nationalen Sicherheitsberater der Ukraine, Tara Berezovets. "Es war eine große Desinformationsoperation", sagte der jetzige Presseoffizier der Bohun-Brigade der ukrainischen Spezialkräfte. "Die Russen dachten, wir würden im Süden angreifen und haben ihre Ausrüstung dorthin verlegt. Aber dann haben wir dort angegriffen, wo sie es am wenigsten erwartet haben. Und sie sind in Panik geflohen."

Während die große ukrainische Gegenoffensive in der Region der schon seit März von Russen kontrollierten Stadt Cherson angekündigt worden war, erfolgte sie dann in der Gegend von Charkiw.

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Angriff der Ukraine wurde in Cherson erwartet, erfolgte aber bei CharkiwGoogle Maps

Die ukrainischen Streitkräfte in der Region Charkiw hätten laut Berezovets die besten Waffen aus dem Westen - vor allem aus den USA - bekommen, über die die Armee der Ukraine verfügt.

Ukrainische Truppen haben inzwischen eigenen Angaben zufolge etwa 3.000 Quadratkilometer, die zuvor von russischen Truppen besetzt waren, zurückerobert.

Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte zu den russischen Streitkräften: "Wir sehen, wie sie in einige Richtungen fliehen. Wenn wir noch ein bisschen mehr Waffen hätten, kämen wir noch schneller voran."

"Wir haben bereits verloren"

"Der Krieg in der Ukraine wird bis zur vollständigen Niederlage Russlands weitergehen", wetterte Ultranationalist Igor Girkin am Montag in einem Video, das er an seine 430.000 Follower auf Telegram schickte. "Wir haben bereits verloren, der Rest ist nur noch eine Frage der Zeit."

Schon seit Monaten hatte der ehemalige Oberst des russischen Geheimdienstes taktische Fehler der russischen Armee beklagt.

Girgin war 2014 Kommandeur der prorussischen Separatisten und gilt als die bekannteste Stimme innerhalb der wütenden Gruppe ultranationalistischer Blogger, die den Krieg gegen die Ukraine befürworten, aber dem Kreml militärisches Versagen vorwerfen.

Auf Twitter verbreitet Igor Girkin auch Videos, die zeigen sollen, dass die ukrainischen Streitkräfte bei der Rückeroberung von Orten in der Region Charkiw auf keinerlei russischen Widerstand stoßen.

Die Gemeinderäte eines Bezirks von St. Petersburg und eines Distrikts von Moskau werfen dem russischen Präsidenten ebenfalls Versagen vor und fordern seinen Rücktritt - allerdings richtet sich deren Anklage gegen Putins Angriffskrieg.

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte noch am Mittwoch im Staatsfernsehen erklärt, nichts sei verloren und bei der Militäroperation in der Ukraine verlaufe alles nach Plan. Darüber macht sich der Ukrainer Taras Berezovets auf Twitter lustig: Wenn es Putins Plan sei, in Charkiw und im Donbas alles zu vermasseln, dann sei der Plan 100 Prozent erfolgreich.

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