Kriegsfolgen im Donbas: Minen, aber kein Gas, Wasser und Strom

Lymnan in der Region Donezk
Lymnan in der Region Donezk Copyright Yasuyoshi CHIBA / AFP
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Von Julika Herzog mit dpa, AFP, AP
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Auch wenn die russischen Truppen jetzt abgezogen sind, bleiben die Kriegsfolgen im Donbas sichtbar.

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Die ukranischen Streitkräfte gewinnen weiter langsam an Boden. Präsident Wolodymyr Selenskyj meldete die Rückeroberung von drei weiteren Ortschaften in der Region Cherson.

Strom-, Wasser- und Erdgasversorgung weiter abgeschnitten

Auch wenn die russischen Truppen jetzt abgezogen sind, bleiben die Kriegsfolgen im Donbass sichtbar: in der vor kurzem von ukrainischen Truppen befreiten, strategisch wichtigen Stadt Lyman im Norden der Provinz Donezk, ist die Strom-, Wasser- und Erdgasversorgung weiter abgeschnitten.

Die russischen Truppen haben bei ihrem Rückzug gefährliche Landminen hinterlassen. In der Nähe von Lyman versuchen ukrainische Minenräumungsteams, das Gebiet zu sichern.

In der Stadt stehen die Bewohner Schlange, für Lebensmittel und medizinische Versorgung. Die Ukraine hat die Zahlung von Renten und Sozialleistungen aufgenommen und konzentriert sich auf den Wiederaufbau vor dem Winter.

„Es war schlimm, ich konnte diese russischen Faschisten nicht mehr ertragen. Sie haben ihre Fahnen und all das mitgebracht, aber das brauchen wir nicht", berichtet eine Einwohnerin

„Jetzt ist die ukrainische Polizei wieder in der Stadt und wir werden sie wieder aufbauen und den Menschen helfen, endlich ein friedliches Leben zu führen", so der Polizeichef von Lyman Igor Ugnivenk. 

Eine andere Einwohnerin hat Angst vor dem Winter: "Und was nun? Ich habe keine Fenster mehr. Wer hat uns beschossen und getroffen? Die Russen oder unsere Jungs? Niemand wurde dabei auf frischer Tat ertappt. Aber der Winter kommt."

Putin Putin annektiert per Dekret Europas größtes Atomkraftwerk

In Moskau wiederum hat Kremlchef Wladimir Putin - dem Rückzug der eigenen Truppen zum Trotz - mit seiner Unterschrift die völkerrechtswiedrige Annexion von vier Regionen in der Ostukraine abgeschlossen und verstaatlichte nebenbei auch noch das Atomkraftwerk Saporischschja.

"Die Regierung ist angewiesen zu gewährleisten, dass Objekte zur Nutzung von Atomenergie des Kernkraftwerks Saporischschja und anderes für dessen Funktion notwendiges Eigentum in den staatlichen Besitz übernommen werden", hieß es in dem am Mittwoch veröffentlichten Dekret.

Das AKW Saporischschja ist das größte Kernkraftwerk in Europa. Russland kontrolliert das AKW faktisch seit Anfang März, als Moskaus Truppen im Zuge des Angriffskriegs große Teile der Südukraine besetzten.

Das Kraftwerk ist in den vergangenen Monaten bei schweren Kämpfen mehrfach unter Beschuss geraten und musste sogar heruntergefahren werden. Die Ukraine und Russland geben sich gegenseitig die Schuld für die Beschädigungen. Der Beschuss hat international Sorgen vor einer atomaren Katastrophe ausgelöst

Erste Rekruten nach Mobilisierung im Donbass eingetroffen

Im Angesicht der Rückschläge auf dem Schlachtfeld setzt Russland die Mobilisierung von Wehrpflichtigen fort. Mindestens 200.000 im Rahmen der Teilmobilmachung einberufene Rekruten wurden zumindest ins Training geschickt. Derweil sind nach Angaben des russischen Militärs die ersten einberufenen Rekruten in die besetzten ukrainischen Regionen Donezk und Luhansk verlegt worden.

"Mobilisierte Soldaten durchlaufen ihre Kampfausbildung in der Donezker Volksrepublik", teilte das Verteidigungsministerium in Moskau auf seinem Telegram-Kanal mit. Zuvor hatte das russische Militär schon die Ankunft von Reservisten im Gebiet Luhansk vermeldet. Offiziellen russischen Angaben nach sollen die Rekruten nicht sofort an die Front. Aus Kiew heißt es hingegen, dass die ersten Reservisten dort schon eingesetzt worden seien.

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