Spanien: "Gestohlene Kinder" werden als Opfer des Franco-Regimes anerkannt

In Spanien wurden zur Zeit des Franco-Regimes, hunderttausende Babys von ihren Eltern getrennt
In Spanien wurden zur Zeit des Franco-Regimes, hunderttausende Babys von ihren Eltern getrennt Copyright Photo : OSCAR DEL POZO (AFP)
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Von Euronews mit AFP
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Schätzungsweise 300.000 Babies wurden in Spanien zur Zeit des Spanischen Bürgerkrieges und unter Franco ihren Eltern nach der Geburt weggenommen und zur Adoption freigegeben.

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In Spanien erkennt das "Gesetz des demokratischen Andenkens" erstmals die sogenannten "gestohlenen Kinder" als Opfer des Franco-Regimes an. Während des Spanischen Bürgerkriegs und unter dem Diktator Franco kam es nicht selten vor, dass Kinder, die in nicht systemtreue Familien geboren wurden, ihren Eltern weggenommen wurden. Opferverbände schätzen, dass zwischen 1936 und 1975 rund 300.000 Babys von ihren Familien getrennt wurden.

Soledad Luque arbeitet für einen Opferverband, sie erklärt:

"In der ersten Phase wurden die Kinder von Frauen mit einer antifranquistischen Ideologie entführt; in der zweiten Phase wurde die Zielgruppe auf Frauen aus benachteiligten Schichten ausgeweitet, denen gesagt wurde, dass ihr Kind gestorben sei, obwohl dies nicht stimmte".

María José Robles ist eine der Betroffenen. Sie hat ihre Zwillingsschwester nie kennengelernt, die bei der Geburt für tot erklärt wurde. Doch ihre Leiche hat die Familie nie zu Gesicht bekommen, sie wurde nie beerdigt. Noch heute versucht Robles, sie zu finden:

"Ich muss sie finden, weil wir beide zur gleichen Zeit geboren wurden. Als ich klein war, hat mich der Gedanke, dass sie hier liegen muss und es mir gut geht, sehr beschäftigt, und ich habe mir Fragen gestellt: Warum ist sie auf einem Friedhof und ich nicht? Und wenn sich herausstellt, dass sie nicht hier ist, ist das einerseits eine Erleichterung, andererseits weiß ich nicht, wo sie ist."

Keine der über 2.000 Klagen, die zwischen 2011 und 2019 erhoben wurden hatten Erfolg: der Tatbestand galt als "verjährt". Einigen Opfer ist es dennoch gelungen, Angehörige zu finden. Die Mutter von Mario Vidal bekam ihren Sohn mit 23 - unehelich. Obwohl sie versuchte, ihn zurückzubekommen, wurde er zur Adoption freigegeben - in einem offiziellen Dokument steht, sie habe ihn zurückgelassen:

"Meine Eltern haben 1966 125.000 Peseten für mich bezahlt. Aus meiner Sicht hat das Leben eines Menschen keinen finanziellen Wert."

Vidal gelang es, seinen Stiefbruder ausfindig zu machen, der drei Jahre später verstarb. Aber wer sein biologischer Vater ist, weiß er bis heute nicht.

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