Mit Kerzen und etwas Disziplin: Menschen in Kiew sind vier Stunden täglich ohne Strom

Dunkle Gebäude nahe des Maidan-Platzes in Kiew bei einem Stromausfall
Dunkle Gebäude nahe des Maidan-Platzes in Kiew bei einem Stromausfall Copyright Sergei SUPINSKY / AFP
Von Euronews mit DPA/AP/AFP
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Mehr als eine Million ukrainische Haushalte sind nach Angaben der Regierung immer noch ohne Strom, mindestens ein Drittel der Kraftwerke des Landes wurden zerstört. Und der Winter steht unmittelbar vor der Tür.

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Der Kiewer Energieversorger hat planmäßige Stromabschaltungen eingeführt, um das durch russische Luftangriffe stark angeschlagene Stromnetz zu entlasten.

Mehr als eine Million ukrainische Haushalte sind nach Angaben der Regierung immer noch ohne Strom, mindestens ein Drittel der Kraftwerke des Landes wurden zerstört. Und der Winter steht unmittelbar vor der Tür.

"Wir kaufen Kerzen und versuchen, uns irgendwie vorzubereiten"

Die Menschen in der ukrainischen Hauptstadt nehmen es mit Fassung und Disziplin. Da die Stromausfälle vorher angekündigt werden, versuchen sie vorauszuplanen. Ein junger Mann sagt: "In unserem Haus gibt es seit mehreren Tagen Stromausfälle von jeweils vier Stunden. Wir kaufen Kerzen und versuchen, uns irgendwie vorzubereiten. Die jüngsten Ereignisse haben das Leben noch schwieriger gemacht. Aber was können wir tun? Wir müssen irgendwie überleben."

Ein älterer Herr meint: "Es ist wichtig, dass die Geschäfte funktionieren, dass Ampeln und Anzeigetafeln Strom haben. Die Leute können im Dunkeln sitzen, ich mache mir keine Sorgen."

Der ukrainische Energieminister German Galushchenko glaubt, dass die jüngsten Raketenangriffe auf das ukrainische Stromnetz in Abstimmung mit der russischen Energiewirtschaft geplant wurden, um maximalen Schaden zuzufügen.

Aktionsplan zur Zerstörung des ukrainischen Energiesystems

Die jüngste Angriffswelle sei "ein Aktionsplan zur Zerstörung des ukrainischen Energiesystems, der dem Militär zur Umsetzung übergeben wurde"

Seit Beginn des Angriffs auf die Ukraine hat das russische Militär ukrainische Energie-Infrastrukturen im Visier. Der Beschuss hat sich seit der teilweisen Zerstörung der Krim-Brücke, die die annektierte Halbinsel mit dem russischen Festland verbindet, massiv verstärkt.

Um die Energieversorgung der Ukraine geht es unter anderem an diesem Dienstag in Berlin. Auf Einladung von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen beraten internationale Experten über den Wiederaufbau der Ukraine nach einem Ende des Krieges.

Wiederaufbaukonferenz in Berlin

Die ukrainische Regierung drängt darauf, Investitionen in die Infrastruktur des Landes voranzutreiben. Der Wiederaufbau müsse jetzt beginnen, ungeachtet Krieges, sagte der Minister für regionale Entwicklung, Oleksij Tschernyschow im Vorfeld. Der Wiederaufbau sei gerade in den zurückeroberten Gebieten auch im unmittelbaren deutschen Interesse.

Die Ukraine hofft, dass Deutschland zur Finanzierung ihres Staatshaushalts in Kriegszeiten 500 Millionen Dollar (506 Millionen Euro) pro Monat überweist.

Es gehe um einen verlässlichen Zeitplan, zumindest "für das nächste halbe Jahr", so der Wirtschaftsberater von Selenskyj, Alexander Rodnyansky, gegenüber den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. "Wir brauchen jeden Monat vier bis fünf Milliarden Dollar für unseren Haushalt. Wir glauben, dass Deutschland etwa 500 Millionen Dollar pro Monat übernehmen könnte, vor allem mit Blick auf das Jahr 2023." Die Ukraine hoffe, dass die EU sich mit rund zwei Milliarden Dollar pro Monat beteilige.

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