Rätselraten um Absetzung von Russlands General Lapin: Wie schlimm war es unter ihm in der Ukraine?

General Alexander Lapin mit Russlands Präsident Wladimir Putin
General Alexander Lapin mit Russlands Präsident Wladimir Putin Copyright Alexei Druzhinin/Sputnik
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Von Euronews mit AP, ISW
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Hardliner wie Kadyrow und Prigoschin hatten schon lange gegen General Lapin gewettert. Nach seiner Absetzung gibt es neue Berichte von der Front in der Ukraine.

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Russlands Präsident Wladimir Putin hat einen General abgesetzt, den er noch vor wenigen Wochen aufgrund seiner militärischen Erfolge als Helden ausgezeichnet hatte. Generaloberst Alexander Lapin (58) ist von seinem Posten als Befehlshaber der "zentralen" russischen Streitkräften in der Ukraine enthoben worden. 

Das berichteten zunächst russische Miliärblogger und ein TV-Sender in Tschetschenien, wie das Institut for the Study of War (ISW) meldet. The Study of War konnte die Berichte über Lapins Entlassung zunächst nicht unabhängig bestätigen, aber die Flut widersprüchlicher Meldungen könnte laut ISW darauf hindeuten, dass der Kreml Mühe habe, die Berichterstattung über sein höheres Militärkommando zu kontrollieren. 

In einigen Berichten war die Rede davon, Lapin sei aus eigenem Antrieb zurückgetreten. Tschetscheniens Präsident Ramsan Kadyrow und der Chef der Wagner-Söldner Jewgenij Prigoschin hatten Generaloberst Lapin für die russische Niederlage in Lyman verantwortlich gemacht und seine "Bestrafung" gefordert.

Später wurde Lapins Absetzung von der Agentur Ria Novosti bestätigt. Der Militäroberst war Stabschef von Russlands Truppen in Syrien.

Während das ISW schon zuvor über die schlechte Behandlung von jungen Rekruten unter Lapins Kommando an der Front in der Ukraine berichtet hatte, gibt es seit seiner Absetzung immer mehr Schilderungen über die katastrophale Lage der russischen Soldaten an der Front.

Auf Twitter hat User ChrisO Schreckensmeldungen über Alexander Lapin gesammelt. Der Befehlshaber soll Untergebenen gedroht haben, sie zu erschießen. Auch die Oppositionsplattform Meduza schreibt, der Befehlshaber einer Gruppe Rekruten, die sich ohne Befehl von der Front zurückgezogen hatten, nachdem sie tagelang in der Nähe von Svatove unter Beschuss geraten waren, sei von Alexander Lapin zurück an die Front beordert worden. Und er habe ihm eine Pistole an den Kopf gehalten.

Die Soldaten seien im Oktober mit rostigen Waffen an die Front geschickt worden, wo sie unter erbärmlichen Verhältnissen ohne Nahrung und Wasser durchhalten mussten.

Unter Lapins Kommando seien sie auch von dessen Bodyguards und von Wagner-Söldnern eingeschüchtert und übelst beschimpft worden.

Die Absetzung von General Alexander Lapin gilt als ein Erfolg der Hardliner. Einige Beobachtende meinen, Wladimir Putin überlasse ihnen nun das Feld.

Der Berater des ukrainischen Innenministeriums schreibt dazu, dass Ramsan Kadyrow und Jewgeni  Prigoschin mit ihrer Kritik Erfolg hatten: "Lasst die Mörder kämpfen und sich gegenseitig unschädlich machen."

Kurz nach seiner Absetzung gab es auch Berichte, General Alexander Lapin sei in der Moskwa ertrunken - doch diese wurden rasch als Fake News bezeichnet.

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