Italien ohne Bambini: Geburtenrate weiter rückläufig

Giorgia Orlandi berichtet über den Bevölkerungsrückgang in Italien
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Von Giorgia Orlandi
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Immer weniger Italienerinnen wollen oder können Kinder haben. Was steckt dahinter?

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Eines der großen Probleme, vor denen Italien steht, ist der Bevölkerungsrückgang.

Die Zukunft des Landes hängt davon ab, insbesondere davon, ob man den Trend umkehren kann.

Zum ersten Mal in seiner Geschichte hat Italien Einwohner verloren, seit 2015 rund 1 Million - und die Prognosen für die nahe Zukunft sehen auch düster aus. In den nächsten Jahren wird nicht nur die Gesamtbevölkerung schrumpfen, sondern auch die Gesamtzahl der jungen Menschen deutlich zurückgehen. Und das wiederum wird einen enormen Einfluss auf die Produktivität und das Wirtschaftswachstum des Landes haben."

Im Vergleich mit den anderen EU-Ländern hat Italien den höchsten Anteil an Menschen über 65. Wenn der Trend so weiter geht, sieht es für das Renten- und Gesundheistssystem schlecht aus.

Aber warum ist das so in Italien?

Massimiliano Valerii vom Institut Censis erklärt: "Italien hat die niedrigste Erwerbsquote von Frauen in Europa. Sie liegt derzeit bei etwa 57 %. In Deutschland sind es etwa 75 % und in Schweden über 81 %. Warum erwähne ich das? Weil mehrere Studien bewiesen haben, dass Frauen mehr Kinder bekommen, wenn sie arbeiten können. Nicht arbeiten zu können, macht Frauen finanziell unsicherer und ermutigt sie nicht, eine Familie zu gründen."

Der Bevölkerungsrückgang des Landes ist das wichtigste Thema im politischen Programm der Fratelli d’Italia. Die neue rechte Regierung hat das Ministerium für Familien und Geburtenrate geschaffen, um das Problem anzugehen.

Senatorin Lavinia Mennuni von den Fratelli d’Italia sagt: "Die niedrige Geburtenrate ist ein Thema, das weder den Rechten noch den Linken gehört, es ist ein nationaler Notfall. Wir müssen berufstätige Mütter in den Mittelpunkt stellen. Sie müssen durch die richtige Wirtschaftspolitik unterstützt werden. Etwas, das in den vergangenen Jahren nicht passiert ist.

Aber finanzielle Maßnahmen allein werden nicht ausreichen, um einen weiteren Rückgang der Geburtenrate zu verhindern.

Massimiliano Valerii sagt: "Mehrere Generationen sind nötig, um den Trend umzukehren, denn im Moment haben wir weniger Frauen im gebärfähigen Alter. Wir sollten die Einwanderung als eine weitere Möglichkeit nutzen, wenn wir mit solchen Problemen konfrontiert sind."

Die niedrige Geburtenrate und ein Braindrain, der das Land seit Jahren heimsucht, haben in Italien zu einer stillen Krise geführt, die zu lange unterschätzt wurde.

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