#KeinKatarInMeinerKneipe - Wie weit gehen die deutschen WM-Proteste?

Katar-Protest der Fans des SC Freiburg am 13.11.22 während des Spiels gegen Union Berlin
Katar-Protest der Fans des SC Freiburg am 13.11.22 während des Spiels gegen Union Berlin Copyright Tom Weller/(c) Copyright 2022, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten
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Von Euronews mit AFP
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Mit dem Hashtag #KeinKatarInMeinerKneipe signalisieren deutsche Gastwirte, dass in ihren Räumen keine WM-Spiele übertragen werden. Ein Zentrum des Boykotts ist Berlin-Friedrichshain.

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#KeinKatarInMeinerKneipe - heißt es in vielen deutschen Sport-Bars, die sonst während Live-Übertragungen großer Events als Tummelplatz für Fußball-Fans bekannt und beliebt sind. Ein Beispiel für die gespaltene Stimmungslage ist das Fargo im Berliner Bezirk Friedrichshain.

Konkret wirft Gastronom Joschik Pech den Organisatoren der WM vor, dass: "Sie ganz offensichtlich, hauptsächlich stattfindet, um Sportwashing zu betreiben und das Land international anders darstellen zu lassen, als es tatsächlich ist. Und wir fühlen uns nicht gut dabei die Spiele zu gucken und Spaß dabei zu haben, wenn wir wissen, dass es eine absolute Diktatur ist, in der Sexualität nicht frei ausgelebt werden kann, bzw. schwer verfolgt wird."

Lieber Diskussions- statt Fußballabend?

Im Fargo gehen während der Partien nicht die Lichter aus, sondern es wird ein Ersatzprogramm auf die Beine gestellt - etwa kollektive Fahrten zu Amateurspielen oder Vorträge über die umstrittene Menschenrechtslage in dem Emirat. Aber auch die Faktor Klima und Energiekrise spielen für Stammgäste des Fargo eine Rolle:

Der 24-jährige Sebastian meinte: "Wenn Leute in Deutschland in kalten Wohnungen frieren müssen und sich gleichzeitig Turnier reinziehen müssen, wo Leute im Stadion spielen, die künstlich runtergekühlt werden ist das halt absolut nicht tragbar."

Seine 22-jährige Freundin Stella holte weiter aus: "Ich werde es dieses Jahr nicht gucken, aber ich finde es irgendwie ein bisschen schwierig, dass das jetzt irgendwie das erste Jahr so ist, wo einem auffällt, dass das irgendwie schwierig ist, weil ich auch in Brasilien schon nicht cool fand, dass man komplette Dörfer irgendwie quasi kaputt gemacht hat, nur dafür, dass das Trainingslager von der deutschen Nationalmannschaft dann im Endeffekt da ist. Also eigentlich hätte man schon viel früher bestimmte Orte boykottieren müssen und bestimmte Weltmeisterschaften."

Bürgermeisterin Giffey hält sich bedeckt

Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey steht der WM zwar ablehnend gegenüber, verzichtet aber auf Verhaltensaufrufe. Auch für Gastwirt Salama El-Khalib, Inhaber der Berliner Sportbar Salamas, steht das individuelle Pro oder Contra im Vordergrund: "Wir diskutieren oft über die Menschenrechte und Katar. Aber es ist, finde ich, zu spät, das hätten wir vor 4 Jahren machen sollen. Es jetzt zwei Wochen zu diskutieren und zu blockieren, finde ich sinnlos. Man hätte es lieber schon lange vorhermachen sollen."

Tatsächlich wurde die WM bereits 2010 unter fragwürdigen Umständen an das Emirat vergeben. Dass ein internationales Event auch Euphorie und Vorfreude erzeugen kann, stellt Berlin am Besten selbst unter Beweis. Bei der EM 2024, als Austragungsort von immerhin sechs Spielen.

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