Orban verärgert mit Großungarn-Schal: "Nationalmannschaft gehört allen Ungarn, egal wo sie leben"

Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban hat mit einem Fußballschal den Zorn der Ukraine auf sich gezogen.
Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban hat mit einem Fußballschal den Zorn der Ukraine auf sich gezogen. Copyright Darko Vojinovic/AP
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Von Matthew Holroyd
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Der umstrittene Schal zeigt die Grenzen des ehemaligen Königreichs Ungarn, zu dem das heutige Österreich, Kroatien, Polen, Rumänien, Serbien, die Slowakei und die Ukraine gehören.

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Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán hat für das Tragen eines Schals mit einer historische Karte von "Großungarn" eine Welle der Kritik ausgelöst.

Orbán wurde mit diesem Kleidungsstück bei einem Fußballspiel zwischen Ungarn und Griechenland in Budapest abgelichtet.

Auf dem Schal sind die Grenzen des ehemaligen Königreichs Ungarn abgebildet, zu dem das heutige Österreich, Kroatien, Polen, Rumänien, Serbien, die Slowakei und die Ukraine gehören.

Orbáns Entscheidung, die Karte bei einer öffentlichen Veranstaltung zu zeigen, wurde vor allem von zwei europäischen Nachbarländern Ungarns kritisiert.

Das rumänische Außenministerium äußerte seine "entschiedene Missbilligung" und warf dem ungarischen Ministerpräsidenten "Revisionismus" vor.

Ex-EU-Komissionspräsident Juncker bezeichnet Orban als "Diktator"

"Jede Äußerung revisionistischer Natur, egal in welcher Form, ist inakzeptabel und steht im Widerspruch zu den aktuellen Realitäten und den von Rumänien und Ungarn gemeinsam eingegangenen Verpflichtungen", hieß es in einer Erklärung.

"Diese Haltung steht in klarem Gegensatz zu der Atmosphäre der Offenheit und der Wiederbelebung des bilateralen Dialogs, die während der jüngsten Konsultationen gezeigt wurde."

Orban sieht kein Problem: "Fußball ist keine Politik"

Auf seiner Facebook-Seite reagierte Orban auf die Kritik und wies sie zurück: "Fußball ist keine Politik. Lasst uns nicht etwas sehen, was nicht da ist. Die Nationalmannschaft gehört allen Ungarn, egal wo sie leben!", so der rechtskonservative Regierungschef.

Ukraine bestellt Botschafter ein, Rumänien fordert Sanktionen

Das ukrainische Außenministerium erklärte am Dienstag, dass es den ungarischen Botschafter in der Ukraine wegen dieser Angelegenheit vorladen werde.

"Die Förderung revisionistischer Ideen in Ungarn trägt nicht zur Entwicklung der ukrainisch-ungarischen Beziehungen bei und entspricht nicht den Prinzipien der europäischen Politik", schrieb Ministeriumssprecher Oleg Nikolenko auf Facebook.

"Der ungarische Botschafter wird ins ukrainische Außenministerium eingeladen und auf die Unannehmbarkeit von Viktor Orbáns Handlungen aufmerksam gemacht."

Nikolenko sagte auch, Kiew erwarte eine "offizielle Entschuldigung" von Budapest für die Verletzung seiner "territorialen Integrität".

Es ist eine revisionistische Geste, die Orban an die Seite Putins stellt, der ebenfalls von Grenzveränderungen träumt.

Orbán hat bereits früher den Zorn der ungarischen Nachbarn auf sich gezogen, indem er in den sozialen Medien Bilder von "Großungarn" geteilt hat.

Auf den Karten der historischen Region sind die Gebiete eingezeichnet, die Ungarn 1920 im Rahmen des Vertrags von Trianon nach dem Ersten Weltkrieg verloren hat.

Der Verlust von zwei Dritteln seines Landes wird von einem großen Teil der ungarischen Gesellschaft als nationale Tragödie betrachtet. Auch auf rechtsextremen Kundgebungen werden mitunter Karten von "Großungarn" gezeigt.

Der rumänische Europaabgeordnete Alin Mituța bezeichnete Orbáns Verhalten als "unverantwortlich" angesichts des russischen Einmarsches in der Ukraine und der "Annexion" von Gebieten.

"Es ist eine revisionistische Geste, die Orban an die Seite Putins stellt, der ebenfalls von Grenzveränderungen träumt", schrieb Mituța auf Twitter. "Er sollte von den EU-Staats- und Regierungschefs im Europäischen Rat sanktioniert und isoliert werden."

Orbán wurde schon früher beschuldigt, Spannungen wegen der großen ethnischen ungarischen Gemeinschaft zu provozieren, die in der rumänischen Region Transsilvanien lebt.

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